Rezension

Ein Buch wiederentdeckt - Roman über eine alles verzehrende Liebe

Animal triste - Monika Maron

Animal triste
von Monika Maron

Bewertet mit 5 Sternen

"Doch von zwei Dingen schnell beschloß ich eines / dich zu gewinnen oder umzukommen." "Animal triste" ist ein Buch über die Kraft und auch die zerstörerische Macht der Liebe. Unbedingt lesenwert!

Eine Paläontologin aus dem Osten und ein Hautflügelforscher aus Ulm, beide nicht mehr jung, beide verheiratet, lernen sich kurz nach der Wende unter dem Brachiosaurus im Naturkundemuseum in Berlin kennen. Für sie, die Ich-Erzählerin, ist es wie eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Kurze Zeit vor dieser Begegnung hat sie auf offener Straße einen Anfall. Durch diese Todesnähe nachdenklich geworden, entsteht in ihr der Gedanke "man kann im Leben nichts versäumen als die Liebe". Und so stürzt sie sich in eine bedingungslose Liebesgeschichte mit ihm.

Das Buch ist als innerer Monolog der Protagonistin geschrieben: Lange nach dieser Liebe, er ist längst fort, durchlebt sie in ihrer Erinnerung noch einmal diese Beziehung und ihr Ende. In erinnerten oder erträumten Dialogen mit ihm entfaltet sich die Gedankenwelt einer im Krieg geborenen, in der Nachkriegszeit aufgewachsenen und in der DDR erwachsen gewordenen Frau. Sie schildert die Beziehung zu Franz, dem Hautflügelforscher, in der sie so kompromisslos liebt wie es nur ein junger Teenager kann. In dieser Zeit, in der ihre Welt im Umbruch ist, alle bisher gelebten Wahrheiten hinfällig sind, klammert sie sich wie eine Ertrinkende an diese Liebe. Eine Liebe, die für sie alles andere bedeutungslos werden lässt: "Doch von zwei Dingen schnell beschloß ich eines / dich zu gewinnen oder umzukommen." Dieser Satz aus Penthesilea wird ihr Leitmotiv.

"Animal triste" ist ein Buch über die Kraft und auch die zerstörerische Macht der Liebe. Unbedingt lesenwert!