Rezension

Ein Buch zum Einschneien und Dauerlesen

Wintergäste - Sybil Volks

Wintergäste
von Sybil Volks

Durch die Nachricht von plötzlichen Tod der Mutter versammeln sich die Geschwister Boysen mit Kind und Kegel im elterlichen Haus auf einer Nordseeinsel. Gleich zu Beginn dann der erste tragikkomische Moment, als sich die Todesnachricht als Fehlalarm entpuppt und die Kinder Inge Boysen zwar geschwächt aber durchaus lebendig im Bett vorfinden. Sind aber nun schon alle versammelt, möchte man bleiben, denn jeder der Protagonisten für sich steht an einem Wendepunkt seines Lebens, so dass man in dieser Konstellation vielleicht nie mehr zusammen kommt. Nichtzuletzt Inge Boysen selbst ist am Ende ihres Lebens daran gelegen, eine Lösung für die Erbschaftsfrage zu finden, die all ihren noch so verschiedenen Kindern in deren jetziger Lebensphase gerecht wird.

Familientreffen zu Weihnachten - wir kennen und fürchten sie alle, denn schnell können die Gemüter hoch kochen und das winterliche Idyll zur blanken Katastrophe ausarten. In Sybil Volks`Roman bleibt der große Paukenschlag aus, es sind vielmehr die leisen Töne, mit denen sie all die unausgesprochenen Konflikte und Verletzungen der Protagonisten darstellt. Während die Insel im Schneechaos versinkt, was eine frühzeitige Rückkehr auf`s Festland unmöglich macht, sind die Familienmitglieder sich selbst und allen anderen gleichsam ausgeliefert und müssen sich einander stellen. Sybil Volks entfaltet mit aller Tragik, Komik und Magie das Seelenleben ihrer Helden - so spannend und wohltuend zugleich, dass man sich wünscht,  mit einem großen Stapel solcher Bücher auf einer kleinen Nordseeinsel einzuschneien...