Rezension

Ein Buch zum Festlesen

Summ, wenn du das Lied nicht kennst - Bianca Marais

Summ, wenn du das Lied nicht kennst
von Bianca Marais

Bewertet mit 4 Sternen

In „Summ, wenn du das Lied nicht kennst“ folgen wir abwechselnd einem weißen Mädchen, Robin, und einer schwarzen Frau, Beauty, die in den 1970er Jahren in Südafrika leben. Während der Aufstände von schwarzen Jugendlichen 1976 werden Robins Eltern getötet und Beautys Tochter verschwindet. Während Robin versucht, mit ihrem Verlust umzugehen, und Beautys Suche andauert, kreuzen sich die Wege der beiden.

Zunächst gibt es häufiger recht witzige Episoden, besonders zwischen den Kindern, mit der Zeit werden die Ereignisse aber ernster: Robin wird aus ihrer heilen Welt herausgerissen und muss sich mit dem tatsächlichen Alltag in ihrem Land auseinandersetzen. Dazu gehören vor Allem ein tief verwurzelter Rassismus und Vorurteile und Hass gegenüber verschiedenen Minderheiten. Die Unterdrückung von Schwarzen sowie die Feindseligkeit zwischen Schwarzen und Weißen wird in verschiedenen Situationen sehr eindringlich geschildert. Auch Robin selbst bleibt nicht unschuldig und muss versuchen, Wiedergutmachung und Versöhnung zu erreichen.

Das Buch ist zwar mit 500 Seiten ziemlich dick, es kam mir aber an keiner Stelle langatmig vor, sondern ich hatte das Gefühl, dass es fast zu schnell vorbei war. Durch die kurzen Kapitel liest man immer weiter. Dabei ist die Handlung so dicht und so gut erzählt, dass man gar nicht merkt, wie die Zeit vergeht. Es ist interessant, wie sich die vielschichtigen Beziehungen zwischen den Personen entwickeln, und auch teilweise sehr anrührend.

Etwas negativ fiel mir auf, dass die moralischen Überlegungen der Autorin teils zu explizit ausformuliert wurden. Ich denke, diese Schlussfolgerungen hätte man auch den Lesenden überlassen können, da sie sich zwingend aus der Handlung ergeben. Es wäre nicht nötig gewesen, jede moralische Botschaft nochmal extra auszubuchstabieren.

Zu guter Letzt möchte ich noch die wunderbare Gestaltung des Buches loben. Entscheidend ist zwar der Inhalt, aber hier ist auch die „Verpackung“ sehr gelungen und passt genau zu dem Roman. Ein Buch, das man gerne in die Hand nimmt – und dann bis zum Schluss nicht mehr weglegen mag.