Rezension

Ein Buch zum Nachdenken

Atemnot - Ilsa J. Bick

Atemnot
von Ilsa J. Bick

Bewertet mit 4 Sternen

Das Cover finde ich sehr gut gelungen und es passt super zu Geschichte und Titel des Buches. Allerdings hat es mich überrascht, dass das englische und das deutsche Cover genau identisch sind. Zu sehen ist ein Mädchen, bei dem es sich wahrscheinlich um Jenna handelt.

Warum wollte ich das Buch lesen?
Ich muss sagen, als ich den Klappentext zum ersten Mal gelesen habe konnte ich damit überhaupt nichts anfangen. Doch je öfter ich über das Buch stolperte und den Klappentext immer und immer wieder gelesen habe, umso neugieriger wurde ich. Anhand der Beschreibung kann man sich meiner Meinung nach nicht wirklich viel vorstellen. Ich wollte wissen um was es in dem Buch genau geht, da ich absolut keine Idee hatte.

Der Einstieg fiel mir sehr leicht und man wurde gleich mit einer heiklen Situation konfrontiert.
Aus Sicht von Jenna wird die Geschichte um ihr Leben geschildert. Und das ist keineswegs immer einfach.

Jenna ist junges Mädchen, welches zusammen mit ihrer Mutter und ihrem Vater in einem ansehnlichen Haus lebt. Ihr Bruder, Matt, ist im Irak stationiert und kann somit nicht mehr für Jenna da sein. In ihren jungen Jahren hat Jenna schon einiges mitgemacht. Sie ritzt sich und war sogar schon ein paar Wochen in einer psychiatrischen Anstalt. Sie kam mir als Leser so kaputt vor und lebte unter dem ständigen Drang sich zu verletzen. Sie hat keine Freunde und kann mit niemanden über ihre Probleme sprechen. Der Vater ist ein angesehener Arzt und wird von ihr "liebevoll" Psychodad genannt. Die Mutter ist dem Alkohol nicht abgeneigt und führt eine kleine Buchhandlung.
Beide haben keine Zeit für Jenna und lassen sie mit all ihren Problemen alleine. Gerade ihr Vater hat mich oft wütend gemacht und ich konnte ihn einfach nicht verstehen. Haben nicht gerade Väter zu ihren Töchtern eine besondere Bindung? Hier war das leider nicht der Fall. Auch die Mutter guckt lieber in die Flasche als sich um Jenna zu kümmern. Gerade nach einem Aufenthalt in der Psychiatrie sollten doch Eltern für ihre Kinder da sein. Doch diese sind nur mit ihren eigenen Problemen beschäftigt und nehmen Jenna nicht richtig wahr.

Mitch Anderson ist Chemie- und Sportlehrer an Jennas neuer Schule. Er hilft ihr wo er kann, damit sie sich in der Schule schnell zurechtfindet und Freunde findet. Meiner Meinung nach engagiert er sich etwas zu viel für einen Lehrer. Er scheint nett zu sein und sich wirklich etwas aus Jenna zu machen. Dies wird in einigen Situationen sehr deutlich. Jenna scheint endlich jemanden gefunden zu haben, der ihr zuhört und sie versteht. Allerdings konnte ich ihn bis zum Schluss nicht richtig einschätzen.

Die restlichen Charaktere spielen nur unwesentlich eine Rolle. Sie tragen durchaus zur Entwicklung der Geschichte bei, werden von mir hier aber nicht gesondert genannt.

Ich bin eine Lügnerin. Ich bin ein Glückskind, eine Lügnerin, eine Streberin, eine Prinzessin, ich habe gestohlen - und getötet.
S. 15

Das Buch ist in kurze Kapitel eingeteilt, welche noch einmal unterteilt werden. Insgesamt lässt sich das Buch gut und flüssig lesen, allerdings hatte ich trotzdem meine Schwierigkeiten. Mir fehlte oft die Spannung die mich an das Buch fesselt und es mich nicht weglegen lässt. Erst zum Ende hin konnte mich die Geschichte an sich binden und die letzten Seiten verschlingen.
Das Ende fand ich irgendwie total irritierend. Ich war nach dem Lesen zunächst erst einmal sprachlos und konnte mir keine richtige Meinung bilden.

Das Thema des Buches ist keine leichte Kost. Oft habe ich als Leser ungläubig den Kopf geschüttelt, Mitleid empfunden, sowie Wut und Verständnislosigkeit.
Die Protagonistin Jenna hat mir wirklich gut gefallen auch wenn sie eignetlich tief in ihrem Inneren einfach nur kaputt ist. Trotzdem hat sie einen herrlichen Sarkasmus der mich auch hin und wieder zum Lachen brachte.

Der Schreibstil ist toll und hat mir wirklich sehr gut gefallen. Durch die wirklich kurzen Kapitel und die Erzählperspektive konnte ich mich richtig in die Geschichte hineinfühlen. Und so viele Emotionen innerhalb eines Buches hatte ich schon lange nicht mehr.

Mit "Atemnot" hat Ilsa J. Bick einen sehr aufwühlenden Roman geschaffen, der mich sicher noch eine Weile beschäftigen wird. Ich hätte mir an manchen Stellen ein bisschen mehr Spannung gewünscht um mich mehr an das Buch zu fesseln. Trotz allem ein wundervolles Buch, welches zum Nachdenken anregt.