Rezension

Ein Debüt mit Mehrwert

1000 Serpentinen Angst - Olivia Wenzel

1000 Serpentinen Angst
von Olivia Wenzel

Bewertet mit 4 Sternen

„1000 Serpentinen Angst“ steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2020. Hier berichtet die Ich-Erzählerin, deren Namen der Leser nie erfährt, von ihrem Leben. Von ihren Angstzuständen und den Schwierigkeiten bei der Suche nach einem geeigneten Therapeuten. Ihre Hautfarbe macht sie zu einem Individuum. Sie wächst in einem kleinen Ort in der DDR auf und hat schon früh unter Neonazis zu leiden. Ihre Mutter war 19 als sie die Zwillinge entband. Der Zwillingsbruder starb schon mit 17 und der Vater ging zurück nach Angola, bevor die beiden Kinder geboren wurden. Eigentlich wollte die Mutter mit ausreisen, die Mächtigen der DDR verweigerten ihr das aber trotz Ausreisegenehmigung.

 

Es war für mich nicht leicht, den vielen verschiedenen Handlungssträngen zu folgen. Jedoch wurde ich durch die schöne Sprache entschädigt. Zitat: „Was sagt es über ein Land, wenn es mehrheitlich ekelhafte Lappen wie Mario Barth gut findet?“ Die Autorin schreibt über Kindheit und Jugend und der Zugehörigkeit zur FDJ und SED. Das mit der SED war die Großmutter. Die Mutter war Punk und das kam in der Dorfgemeinschaft nicht gut an. Später dann versucht die Tochter sich zu befreien. Von dem „Manko“ eine „Schwarze“ zu sein und immer und überall aufzufallen. Stets fallen dumme Bemerkungen darüber. Sie besucht New York und Hanoi und lebt zeitweilig in Berlin oder in Thüringen. Eine bunte Mischung aus Interview und Biographie verfasste die Autorin mit dem Buch. Es war anstrengend zu lesen aber auch mitreißend geschrieben. Daher gebe ich vier Sterne und empfehle es vornehmlich jungen Lesern. Vielleicht bin ich zu alt für diesen Schreibstil.