Rezension

Ein Debütroman mit viel Potenzial und einigen Schwächen

Tokessah - Hannah Sternjakob

Tokessah
von Hannah Sternjakob

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:
Die Liebe, mein Spatz, ist das schönste aller Gefühle, aber auch das schmerzhafteste …
Die Halbgöttin Tokessah lebt wohlbehütet mit ihrer Mutter, der Schicksalsgöttin Tyche, auf der Akropolis des Himmelreichs.
Wie alle Halbgötter strebt auch sie nach dem göttlichen Siegel, das ihr erlaubt, zwischen Himmel und Erde zu reisen. Um sich der Prüfung zu stellen, die sie von Tyche auferlegt bekommen hat, reist Tokessah auf die Erde.
Kaum angekommen, wird ihr irdisches Leben durch eine schicksalhafte Begegnung auf den Kopf gestellt. Tokessah stürzt in das Abenteuer ihres Lebens.
Wird sie die Prüfung bestehen und sich den Göttern gegenüber als würdig erweisen, oder schlummert in ihr vielleicht doch zu viel Mensch?

Meine Meinung:
"Tokessah: Zwischen Himmel und Erde" von Hannah Sternjakob ist ein Debütroman mit viel Potenzial und einigen Schwächen.

Als ich das Cover des Buches das erste Mal gesehen habe, hat es mich sofort angesprochen. Auch der Klappentext klingt nach einer tollen Geschichte, die genau das Richtige für mich ist, denn ich liebe alles, was mit Göttern und Mythologie zu tun hat. Da war es natürlich klar, dass ich mir dieses Buch kaufen musste.

Zunächst einmal zu den positiven Dingen:
Das Cover passt perfekt zum Inhalt des Buches. Wenn man es sich anschaut, hat man ganz genau einen Eindruck davon, wie Tokessah im Buch beschrieben wird. Es ist bis ins kleinste Detail durchdacht.
Auch das Innenleben des Taschenbuches ist sehr ansprechend gestaltet. Sowohl zu Beginn als auch am Ende der jeweiligen Kapitel befinden sich Rosenblüten, welche in der Geschichte eine wichtige Rolle spielen.

Der Schreibstil von Hannah Sternjakob ist sehr flüssig und angenehm zu lesen, sodass die Seiten nur so dahin fliegen.
Auch die Charaktere und Schauplätze werden so gut beschrieben, dass man sich alles ganz genau vorstellen kann.

Die Idee der Geschichte mit den Siegeln ist an sich richtig toll. Halbgötter müssen eine Prüfung bestehen, um ein Siegel zu erhalten und dann zwischen Himmel und Erde reisen zu können. Die Aufgabe, die Tokessah hier erhält, ist wirklich gut.

Doch genau damit kommen wir auch schon zu den Aspekten, die mich nicht ganz überzeugt haben:
So gut die Idee mit den Siegeln und der Prüfung auch ist, die Umsetzung kam mir im Buch viel zu kurz.
Es ging vor allem darum, wie neu für Tokessah alles auf der Erde ist, wie ungewohnt der Umgang mit den Menschen ist und was sie alles dabei entdeckt. Natürlich ist es wichtig, dass so etwas auch geschildert wird, denn das ist sehr realistisch, dass sie sich zunächst einmal vielen Situationen nicht gewachsen fühlt. Doch wenn diese Alltagssituationen bis ins kleinste Detail geschildert werden und die einzelnen Abschnitte zu der Prüfung überwiegend nur grob in kurzen Sätzen abgehandelt werden, dann ist das wirklich verschenktes Potenzial. Ich hätte mir da so viel mehr gewünscht, ihre Gefühle und Gedanken dabei hätten so gut weiter ausgearbeitet werden können. Doch das hat leider fast gänzlich gefehlt.

Ein weiterer Punkt, der mir nicht so gut gefallen hat, war, dass hier ständig von Alkohol gesprochen wird und die Charaktere nahezu täglich trinken. Wenn man bedenkt, dass das empfohlene Lesealter für dieses Buch 12 Jahre ist, dann sollte man darüber doch noch einmal gut nachdenken.

Und dann gab es noch eine entscheidende Wendung am Ende des Buches, die absolut nicht vorauszuahnen war, was manchmal ja gut sein kann, in diesem Fall fand ich es nur leider gar nicht nachvollziehbar. Wenn es vorher nicht die kleinste Andeutung, nicht den kleinsten Hinweis Seiten Tokessahs gab, dass sich etwas in eine bestimmte Richtung entwickeln könnte und es von einer Sekunde auf die andere geschieht und zwar so, als wäre es die ganze Zeit offensichtlich gewesen, dann ist es für mich etwas fragwürdig.
Generell fand ich Tokessahs Verhalten nicht an allen Stellen des Buches wirklich nachvollziehbar.

Fazit:
"Tokessah: Zwischen Himmel und Erde" von Hannah Sternjakob ist für mich ein Debüt, das sehr viel Potenzial hat, welches aber leider nicht voll ausgeschöpft wird. Unwichtigeren Dingen wird sehr viel Raum gegeben, die eigentliche Prüfung dagegen wird überwiegend mit wenigen Sätzen abgehandelt. Die Protagonistin Tokessah ist ein Charakter, der sicherlich nicht jedem Leser gefallen wird, da ihre Handlungen teilweise nicht unbedingt nachvollziehbar sind. Dennoch denke ich, dass es sicherlich viele Leser geben wird, denen Tokessah gefallen könnte – je nachdem, worauf der Leser Wert legt.