Rezension

Ein deprimierender, aber ungemein fesselnder Thriller.

Das Dorf der toten Herzen - Agustín Martínez

Das Dorf der toten Herzen
von Agustín Martínez

Bewertet mit 4 Sternen

Ein wahnsinniges Verwirrspiel, das den Leser wie ein Strudel mit sich in die Abgründe von Portocarrero reisst.

Gleich vorneweg: ohne das Ende hätte das Buch von mir 5 Sterne bekommen. Die verdorrte Landschaft, das Dorf, in dem alle irgendwie Dreck am Stecken haben...diese trostlose Gegend ist Schauplatz eines brutalen Mordes. Dann ein noch größerer Schock, als sich herausstellt, dass die vierzehnjährige Miriam den Mord an ihren Eltern Irene und Jacobo beauftragt haben soll. Kann das wirklich sein? Die Anwältin Nora und selbst Miriams Vater, der das Attentat schwerverletzt überlebt hat, sind von Miriams Unschuld überzeugt, während die Dörfler das Mädchen nur zu gerne an den Pranger stellen.

Im Laufe der Ermittlungen werden viele Fragen gestellt- sowohl von Seiten der Polizei, als auch von Nora und jacobo. Was dabei ans Licht kommt, reicht weit über den Mord hinaus, und plötzlich ist jeder im Dorf verdächtig. Das perfide Verwirrspiel des Autors hat mich absolut gefesselt, ich konnte gar nicht mehr aufhören zu lesen. Irgendwann schwirrte mir regelrecht der Kopf vom sich-im-Kreis-drehen, denn mit jedem weiteren Kapitel, so schien es mir, wurde ein neuer Verdächtiger ins Rampenlicht gezerrt. Dabei springt die Handlung auch immer wieder in der Zeit hin und her, um unangenehme Wahrheiten aus der Vergangenheit ans Licht zu zerren. Eines steht schnell fest: schuldig sind sie alle. Aber wer ist verantwortlich für den Mord?

Das Ende hat mich dann ein klein wenig enttäuscht - nachdem derart hohe Erwartungen geschürt wurden, war jetzt irgendwie die Luft raus. So als ob ein Luftballon immer praller gefüllt wird und dann aber nicht wie erwartet mit einem lauten Knall platzt, sondern nur langsam pfeifend die Luft rauslässt. Im Nachhinein ist das Ende dann doch sehr schockierend, da es leider durchaus realistisch ist, auch wenn ich das im ersten Moment nicht wahrhaben wollte.

Der eindringliche Schreibstil des Autors hat mich sehr beeindruckt. Mit Leichtigkeit schafft er es, den Leser mitten hinein in die trostlose Landschaft und zwischen die durchweg unsympathischen Einwohner im Dorf zu versetzen. Ein deprimierender, aber ungemein fesselnder Thriller.