Rezension

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Ein dreckiges, brutales Spiel, das Leben heißt

Drecksspiel - Martin Krist

Drecksspiel
von Martin Krist

Bewertet mit 4 Sternen

Inhalt:

Grade noch war Hannah gedanklich auf einer Fahrt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter zu einem Urlaub, zur Entspannung, einmal alles hinter sich lassen… Und im nächsten Moment entwickelt sich alles zu einem wahren Alptraum, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint und einzig die Frage nach dem Warum und die unbändige Angst um ihr Kind treiben Hannah noch um. Doch wehren kann sie sich nicht, sie ist dem grausamen Entführer willenlos ausgeliefert und dieser nutzt ihre kleine Tochter, um Hannah zu benutzen.

David Gross ist ein Dedektiv, auch wenn noch sehr viel seines ursprünglichen, alten Polizistendasein in ihm schlummert, er muss sich zurücknehmen, nutzt aber seine Instinkte, um seine Aufträge zu erfüllen. Manchmal nah am Rande der Legalität, manchmal überschreitet er auch Grenzen.

Berlin ist ein Sündenpfuhl. Berlin zieht Menschen an, die unter „Leben“ manchmal etwas anderes verstehen, als der gutbürgerliche Rest. Und so verknüpfen sich Schicksale miteinander und werden zu einem dreckigen, brutalen Strudel aus Gewalt, Drogen, Korruption, Lügen und Verrat.

Und David Gross steht mittendrin und hat die Witterung aufgenommen…

Meine Meinung:

Ein dreckiges, brutales Spiel, das Leben heißt

Und wieder rief Claudia von Claudias Bücherregal auf, man könne eine Gastrezension für sie verfassen und ich konnte nicht widerstehen! „Drecksspiel“ stand schon lange auf meiner Wunschliste, ich mag den Autor und seine Art zu schreiben sehr, ich lasse mich gerne schocken, ich mag Berlin-Bücher, also habe ich mich gemeldet und sehr über das Buch im Briefkasten gefreut! Vielen Dank an dieser Stelle schon einmal!

Als ich das Buch aufschlug, sah ich zunächst eine Aufstellung der „wichtigsten“ Figuren im Buch. Oh je… es waren etliche… da bekam ich ein bisschen Angst, ob ich da noch durchsteigen würde, wenn ich lese. Also ließ ich die Liste erst mal links liegen. Das war auch glaube ich nicht schlecht! Ich blätterte dann lieber während des Lesens, wenn eine neue Figur auf der Bildfläche erschien, wieder zurück und sah mir dann erst an, welche Rolle sie spielt, oder welchen Hintergrund, welche Verbindung sie hat. Das klappte dann auch recht gut!

Wobei man schon sagen muss, das der gute Martin Krist da einen Haufen Figuren erdacht hat, die sich gegenseitig das Leben in Berlin schwer machen. Die sich meucheln, betrügen, beklauen, übelst beschimpfen, verprügeln, foltern…alles was Gott verboten hat!

Und mittendrin ein Polizist, dem man eigentlich unterm Strich nur Machtmissbrauch und massive Selbstüberschätzung unterstellen kann, Kleinstganoven, die unter dem gleichen Problem leiden und eine entführte Ehefrau mit einem Baby, der es ans Leben geht und die sich erst mal keinen Reim darauf machen kann, warum ihr Mann sie nicht endlich rettet. Tja… der treu sorgende Ehemann… Ob er wirklich SO unbedingt treu sorgend ist, das lassen wir jetzt mal so im Raume stehen.

Auf jeden Fall sollte man, wenn man zu dem „Drecksspiel“ greift, sich den Titel gleich mal ganz genau angucken. Er spricht nämlich für eine harte Gossensprache, die sich wie ein roter Faden durchs ganze Buch zieht. Sowas muss man „ab“ können, ertragen können, ohne angewidert das Gesicht zu verziehen. Ansonsten kann ich nur abraten, lasst es lieber.  Es muss so sein, um das brutale in der ganzen, unglaublich komplexen Story, wirklich zu verdeutlichen. Ich konnte es gut vertragen, ließ mich mitreißen in diesen Strudel aus Gewalt, Missachtung, Respektlosigkeit und Machtspielchen. Und immer wieder stand die Gier nach Geld und Vormachtsstellungen im Vordergrund. Furchtbar, wenn man sich mal vor Augen führt, dass es zwar hier eine fiktive Story ist, aber ich bin davon überzeugt, dass es ähnlich tagtäglich auf den Straßen so zugeht, oder in diversen Etablissements… Da schüttelts einen!

Nun, daran kann man erkennen, dass der Autor den Leser erreichen kann, einen Thrill auslöst, wenn man sich drauf einlässt und sich nicht verläuft, in den Straßen von Berlin!

Fazit:

Der Titel spricht für sich, es geht dreckig zu in diesem Spiel, brutal, nicht für jedermann oder –frau geeignet, man sollte schon ein dickes Fell haben und eine sehr deftige Ausdrucksweise ertragen können. Dann allerdings hat man einen intelligenten Thriller in Händen, der einen dazu zwingt, sich selbst eine Theorie zurechtzulegen und den guten David Gross bei seiner Ermittlung am liebsten zu unterstützen!

Da es allerdings doch sehr sehr viele Figuren gibt, wo es ein paar weniger doch auch getan hätten und es leider mal wieder Berlin ist, welches als Schauplatz für wirklich schreckliche Szenen ausgewählt wurde, gibt’s ein Nilpferd Abzug, aber nichts desto trotz eine Empfehlung für Krist-Fans (oder Feige-Fans *schmunzel*), oder solche, die sich von anderen begeisterten Lesern mitreißen lassen möchten!

Bewertung: 4 von 5 Nilpferden

Danke an Claudias Bücherregal und die Ullstein-Verlage für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars!