Rezension

Ein düsterer, atmosphärisch dichter Krimi

Sommernachtstod - Anders De La Motte

Sommernachtstod
von Anders de la Motte

Bewertet mit 4 Sternen

Der Kriminalroman "Sommernachtstod" des schwedischen Autors Anders de la Motte erscheint im Droemer Verlag.

Es ist wie ein düsterer Schatten, der über einem Dorf in Südschweden liegt. Dort verschwand vor 20 Jahren der kleine Junge Billy Lindh spurlos. In der Folge nahm sich die Mutter des Jungen das Leben und der von allen Verdächtige tauchte unter und ging zur See.
Billys Schwester Vera Lindh ist inzwischen Therapeutin in Stockholm und bekommt von ihrem neuen Patienten Isak eine beunruhigende Geschichte über einen verschwundenen Jungen erzählt. Vera ist sofort alarmiert und möchte das Rätsel von damals endlich aufklären. Sie geht zurück in ihr Heimatdorf und trifft auf eine Mauer des Schweigens.

"Sommernachtstod" ist mein erster Krimi von Anders de la Motte, der bereits in Schweden einige Preise verliehen bekam.
Wie bei den Wallander-Krimis und bei anderen schwedischen Krimis, ist es hier der ruhige und dennoch düstere und bedrückende Erzählstil, der mir gut gefällt. Der Autor zeigt genaue Einblicke in die menschlichen Abgründe und verwirrt mit einem stimmungsvollen Wechsel von Perspektiven aus Vergangenheit und Gegenwart.

 

Nach langer Zeit kehrt Vera in ihr Elternhaus zurück, denn sie möchte das Rätsel um das Verschwinden ihres kleinen Bruders Billy aufklären. Sie lernt den Patienten Isak kennen, der durchaus ihr Bruder sein könnte. Warum sollte er sonst Einzelheiten des Verschwindens kennen?  

Vera taucht in ihren eigenen Gedanken in die Vergangenheit zurück und versucht sich an Details zu erinnern. Dabei wird sie auch mit eigenen Ängsten konfrontiert. Sie leidet noch immer sehr am Tod ihrer Mutter und nun ist sie selbst Therapeutin für Trauerbewältigung geworden.

Ihr Charakter hat mir einige Schwierigkeiten gemacht und ich konnte mit ihr nicht warm werden. Dennoch hat mich die Story gefesselt und die raffiniert eingebauten Einblicke haben mich an das Buch gefesselt.

Ihre Nachforschungen bleiben nicht ohne Folgen, es kommt zu Problemen mit verschiedenen Personen. Ihre Verwandten sind nicht einfach zu durchschauen und so baut sich beim Lesen ein düsteres Bild auf. Bei diesem Krimi kann man selbst gut miträtseln und das Ende nimmt einen unerwarteten Ausgang, der auch absolut logisch erscheint.

Die gelungenen Wechsel der Erzählstränge sorgen für fesselnde Spannungsmomente und die Figuren mit ihren teilweise schwierigen Charakterzügen für eine unheilvolle und bedrückende Atmosphäre. Es gibt Andeutungen zwischen den Zeilen, die eine quälende Ungewissheit auf das Verschwindens des kleinen Jungen werfen. Die Handlung ist atmosphärisch dicht und punktet durch den ruhigen Erzählstil.
Von der gedrückten Stimmung wurde ich mitgerissen, es hat mir lediglich eine Sympathiefigur, ein Held oder Ermittler gefehlt. Das konnte Vera mit ihrer etwas labilen Art nicht darstellen.

Bei diesem Buch hat der Autor neben den Gefühlen auch die menschlichen Abgründe gut eingefangen. Für Liebhaber von Krimis mit psychologischem Tiefgang ist dieses Buch sicher gut geeignet.