Ein durchweg starkes Buch über zerrissene Seelen
Bewertet mit 5 Sternen
Karine Tuils Roman ist ein emotional dunkles Prosawerk, das mit bewegenden Einzelschicksalen aufwartet.
Inhaltlich geben sich allerhand "ruhelose" Gestalten die Klinke in die Hand. Ob Afghanistan-Veteran mit posttraumatischer Belastungsstörung, egozentrischer Technikmogul mit Frauenproblem oder geschasster schwarzer Staatsabgeordneter mit Selbstzweifeln. Paris der Handlungsort spielt dabei nur eine Nebenrolle. Es sind die einzelnen gescheiterten Lebensgeschichten, die im Mittelpunkt der Erzählung stehen und allerhand aktuellen Zündstoff, wie Rassismus, Rechtspopulismus oder Medienhetze, transportieren. Tuils Geschichte zeigt der menschlichen Abgründe viel und driftet dabei erschreckender Weise nie ins Unrealistische ab. Im Gegenteil, plastisch und mit viel Sinn für die menschliche Psyche nähert sich Tuil ihren verzweifelten Charakteren an, die ab einem gewissen Punkt nur noch vom Leben mitgerissen werden und erst spät erkennen, dass eigentlich sie es sind, die Änderungen bewirken können. Löblich ist noch anzumerken, dass die Autorin jeden ihrer Erzählstränge auch zu Ende führt, was heutzutage nicht immer gang und gäbe ist.
FAZIT
Ein erschreckend realistisches Werk, das mit Blick auf die heutige Zeit und Politik nachdenklich stimmt und zeigt, wie eng die Luft in den oberen Sphären der Macht sein kann.