Rezension

Ein dystopischer Jugendroman von vielen – aber!

The Loop. Das Ende der Menschlichkeit (The Loop 1)
von Ben Oliver

Bewertet mit 4.5 Sternen

Das Rad kann man im Genre der dystopischen Jugendromane kaum neu erfinden. Nachdem Millionen von Lesern von den Hunger Games begeistert waren und vieles folgte, was anzuschließen versuchte – selbst nur mit geringer thematischer Ähnlichkeit – schafft es Ben Oliver mit dem Trilogieauftakt „The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ seinen eigenen Stil und eine sehr innovative Idee durchzusetzen.

 

Seit Monaten ist Luca schon im Loop, ein Tag ist wie der andere, er ist Gefangener und muss Schmerzen über sich ergehen lassen, um dem System nützlich zu sein. Es existiert nur ein großer Staat, alles ist perfektioniert oder auf dem besten Weg dahin. Ganz 1984-like wird er tagein, tagaus überwacht. Der Autor geht einen Schritt weiter als Orwell, denn kein Big Brother beobachtet Luca, sondern die implantierte Stirnkamera überwacht ihn jederzeit. Selbstverständlich ist doch nicht alles optimal in der Nation (sonst wäre es nun mal keine Dystopie): Es dringen erschreckende Gerüchte in das Loop und Luca muss etwas unternehmen in einer Situation, in dem ihm die Hände gebunden zu seien scheinen.

 

Unterdrückung: check, ein alles regierender Staat: check, Unzufriedenheit: check, Brutalität und Gewalt: check, der Keim der Revolution: check. „The Loop“ wurde mit allen Zutaten einer klassischen Dystopie zubereitet und bringt zum Glück die gewisse Portion Etwas mit, die es nicht im Sumpf aller mittelmäßigen Dystopien versinken lässt. Zum einen liegt das an Ben Olivers schnellem, immersivem Erzählstil. Es fällt schwer, das Lesen zu unterbrechen, ein Cliffhanger folgt dem nächsten, ein Schock dem anderen. Luca ist ein mutiger, manchmal zu leichtsinniger Charakter, der seine Ziele meist klar vor Augen hat. Er kann sehr wohl eine Inspiration für jugendliche Leser und dabei eine Heldenfigur verkörpern, mit der man 400 Seiten lang mitfiebert. Dabei sei angemerkt, dass man als Leser mindestens Lucas Alter erreicht haben sollte (16), für jüngere Leser kann es stellenweise zu brutal sein. Dann schließt man das Buch, wartet gebannt auf das nächste und macht wahrscheinlich den gleichen, adrenalingeladenen Ritt noch einmal durch. Einige Inhaltslücken und Kontinuitätsfehler sollte man nicht all zu ernstnehmen, im Endeffekt unterstützt es die Handlungs- und Spannungskurve und fällt nicht dauerhaft negativ auf – habt einfach Spaß!

 

Sogar äußerlich glänzt dieser Roman: Die Gestaltung wurde beinahe komplett aus dem Original übernommen. In natura wirkt es futuristisch, hochwertig und mit dem blauen Buchschnitt ist es ein Hingucker! „The Loop“ macht Spaß, führt das ein oder andere Mal zum Haare raufen und vor allem als Dystopie- oder Jugendbuch-Fan sollte man sich dieses Buch nicht entgehen lassen.