Rezension

Ein ebenso typisches wie untypisches Leben im 20. Jahrhundert

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück -

Minna. Kopf hoch, Schultern zurück
von Felicitas Fuchs

Autorin Felicitas Fuchs - in Wahrheit ist sie eine andere - schreibt über ihre Großmutter Minna, deren Geschichte hier in Düsseldorf beginnt, in Wahrheit jedoch irgendwo in einem kleinen Ort in Rheinland.

In Düsseldorf kommt sie genau richtig an: sie ist fast 20, bereit zu leben und zu erleben - und sie ist bereit, zu arbeiten. Sie kann auch schon was, nämlich nähen und das ist etwas, das zu der Zeit - Mitte der 1920er Jahre - viele Menschen begehren. Doch bevor sie sich eine Existenz aufbaut, heiratet sie - und zwar weit über ihrem Stand. Fritz ist zehn Jahre älter, hat studiert, ist das einzige Kind und heiratet Mia, wie Minna sich fortan nennt, gegen den Willen seiner Eltern.

Minnas Mutter und Geschwister nehmen Fritz offen auf, doch er fühlt sich dort nicht so richtig wohl. Und das, obwohl Minna alles gibt und eine elegante Schneiderei eröffnet, die bei den schicken Düsseldorfer Damen absolut boomt. Oder gerade deswegen?

Nach sechs wilden Jahren landen beide - ohne Kinder und ohne Geld - und lassen sich scheiden. Minna verschlägt es nun nach Minden, der Heimat ihrer Mutter, in diese seit einigen Jahren wieder lebt - gemeinsam mit einem Bruder.

In dieser Provinzstadt erlebt die Familie den Nationalsozialismus und den Zusammenbruch des Dritten Reiches. Und verlieren einmal mehr alles.

Wie so viele Schicksale ist dies ebenso typisch wie untypisch. Denn jeder hat sein eigenes Bündel zu tragen, bzw. tragen sie es hier alle zusammen.

Minna hat kein glückliches Leben, allerdings hat auch sie viele schöne und spannende Momente. Ein Leben wie ein Roman, ja es ist es tatsächlich. Die Großmutter der Autorin hat eher mehr erlebt als so manche Romanheldin und vertracktere wie auch tragischere Situationen überstanden.

Aus meiner Sicht wäre dieser Roman stilistisch etwas ausbaufähig gewesen - ihr gelingen - so meine Ansicht - Krimis mit Abstand am besten. Dennoch ist dieser Roman, in dem es vor allem um die1920er bis 1950er Jahre geht, ausgesprochen interessant zu lesen und empfehlenswert für Leser, die sich für Lebenswege "normaler" Menschen interessieren!