Rezension

Ein echt spannender Jugendzombieroman, her mit der Fortsetzung!

Die Feinde - Charlie Higson

The Enemy - Die Feinde
von Charlie Higson

Bewertet mit 4 Sternen

 

Eine Seuche bricht in London, wahrscheinlich aber auch auf der ganzen Welt aus. Alle Erwachsenen, alle über 14 sterben qualvoll und nur die Kinder bleiben zurück. Es gibt nun niemanden mehr, der sie ernähren, anleiten, erziehen, wärmen und trösten kann.
Ein Jahr später haben sich die überlebenden Kinder in kleinen Gruppen zusammengerauft und kämpfen um das nackte Überleben. Die Nahrungsmittel sind mittlerweile äußerst knapp und so müssen sich die Versorgungstrupps immer weiter in Feindesland vorwagen. Doch warum in Feindesland, wenn doch alle gestorben sind? Tja, manche der Erwachsenen blieben nicht tot und jagen die verblieben Kinder nun mit Heißhunger.

Charlie Higson schreibt an seiner Zombiereihe für Jugendliche schon seit einigen Jahren, in England ist das Original zu “Die Feinde” mit Namen “The Enemy” bereits 2009 erschienen und hat dort bereits drei Nachfolgebände. Nun hat er es hiermit auch ins Deutsche geschafft. Ich muss jedoch gleich vorwegnehmen, dass nach meinem Geschmack eine Empfehlung für Jugendliche nur bedingt ausgesprochen werden kann, da es hier nunmal um das Verspeisen von Kindern durch Untote in einer schrecklichen Welt geht. Zwar beschreibt Higson dies nie plastisch, dennoch sind einige Bilder und Zustände schon recht heftig und meines Erachtens nur für ältere Jugendliche und Erwachsene geeignet.

Higson geht mit diesem Roman keine typischen Zombiewege. Eine unbekannte Seuche hat alle Menschen über 14 sterben lassen, von denen ein gewisser Prozentsatz dann wieder auferstanden ist und nun auf der Jagd nach Frischfleisch durch die Straßen und Häuser Londons streift. Die Zombies werden hier einerseits “Erwachsene” genannt, an anderer Stelle auch “Feinde”, was sich einfach daran erklären lässt, dass die Kinder sich hier gegen meist erwachsene Betroffe zur Wehr setzen müssen. Zudem scheinen die Erwachsenen auch eine gewisse Art von Intelligenz aufzubauen und schreiten in ihrer Erkrankung weiter voran. Man könnte sie daher eher als Infizierte denn als richtige Zombies ansehen.

Als Leser begleitet man eine kleine Gruppe von Kindern, die sich zunächst in einem Supermarkt einquartiert haben. Die Vorräte sind jedoch längst erschöpft und so müssen die Kämpfer immer wieder auf Beutestreifzüge gehen. Verluste sind hier vorprogrammiert. Als dann ein verwahrlost aussehender Junge vor ihren Toren auftaucht und von einem Neuanfang spricht, einer Chance auf ein sicheres Leben, bricht die Gruppe auf um diesen Ort – den Buckinghampalace – zu erreichen. Das dieser Weg alles andere als leicht und verlustreich ausfällt, dürfte klar sein.
Zudem wird parallel noch eine weitere Geschichte verfolgt, von der ich nun aber nicht sprechen kann, da dies spoilern würde. Dieser zweite Strang hat mir jedoch am meisten gefallen.

Was man hier ziemlich schnell merkt: Kein Charakter ist sicher. Higson schreckt auch nicht davor zurück seine vermeindlichen Hauptcharaktere zu töten und so steht die Spannung konstant. Er baut seine Charaktere dennoch sehr schön aus und obwohl es sich um Kinder handelt, die eben auch mal kindisch reagieren, nervte dies nie und erreichte auch immer wieder Tiefe. Wem kann man trauen, wem nicht, und ist die Zuflucht wirklich sicher?

Kleinere Kritikpunkte gibt es leider auch. Es gibt im Buch eine Situation, die für mich einfach unerklärlich und rätselhaft ist, da nicht erklärt wurde, warum es zu diesem Geschehen kam. Zudem ist mir eine Sache am Ende des Buches etwas zu leicht und reibungslos gelöst worden, da hätte ich mir doch etwas mehr Feuer gewünscht.

Für mich ist “Die Feinde” von Charlie Higson ein spannender Lesegenuss gewesen, den ich verschlungen habe. Nicht so heftig und drastisch wie Erwachsenenzombieromane und doch konstroverser und drastischer, wenn man einfach mal drüber nachdenkt, dass dort gerade Kinder, teilweise Kleinkinder sterben. Zudem enthält das Buch auch leicht kritische Blicke auf die Gesellschaft und ihre Vor- und Nachteile. Ich hoffe, dass der Heyne-Verlag schnell die anderen im Original bereits erschienenen Bände übersetzt, damit ich weiterlesen und vor allem meinem zweiten, favourisierten Erzählstrang folgen kann, der einfach ungemein spannend war.