Rezension

Ein echter Jo Nesbø ist mir in jedem Fall lieber

Macbeth - Jo Nesbø

Macbeth
von Jo Nesbø

Bewertet mit 2.5 Sternen

Allgemeines:

Jo Nesbø ist einer der bekanntesten und beliebtesten Krimiautoren Norwegens. Seine Harry-Hole-Reihe ist weltberühmt. Mit Macbeth legt er einen Thriller außerhalb dieser Reihe im Rahmen des „Shakespeare-Projekts“ vor. Dieses wiederum ist verortet in der Hogarths Press, die 1917 von Virginia und Leonard Woolf gegründet wurde und zum Ziel hat, die besten zeitgenössischen Werke herauszugeben.

Jo Nesbøs Macbeth ist im Penguin Verlag am 27. August 2018 als gebundenes Buch erschienen und umfasst 621 Seiten.

Inhalt:

„Er kennt seine Feinde nur allzu gut. Inspector Macbeth ist der taffste Cop in einer maroden Industriestadt im Norden. Einen Deal nach dem anderen lässt er hochgehen, die Drogenbosse beißen sich an ihm die Zähne aus. Doch irgendwann wird die Verlockung zu groß: Geld, Respekt, Macht. Schnell aber wird ihm klar, dass einer wie er, der schon in der Gosse war, niemals ganz nach oben kommen wird. Außer – er tötet. Angestachelt von seiner Geliebten, schafft er sich einen Konkurrenten nach dem anderen vom Hals. In seinem Blutrausch merkt er nicht, dass er längst jenen dunklen Kräften verfallen ist, denen er einst den Kampf angesagt hat.“ (Quelle: Verlagsgruppe Random House)

Meine Meinung:

Bevor ich anfing Nesbøs Macbeth zu lesen, war mir bewusst, dass dieses Buch anders als die Harry-Hole-Reihe sein würde, da es sich um eine Auftragsarbeit im Rahmen der Reihe „Hogarth Shakespeare Projekt“ handelt. Mir war auch bewusst, dass ich mich auf andere Protagonisten und somit auf ein Einzelwerk einstellen muss. Womit ich nicht gerechnet habe, dass der Übersetzer ein anderer ist und zudem nicht direkt aus dem Norwegischen, sondern aus der englischen Fassung, die wiederum erst aus dem Norwegischen übersetzt wurde, ins Deutsche übersetzt. Bereits nach zwei Seiten ist mir aufgefallen, dass der Stil dieses Buches so ganz anders ist als der der anderen Nesbøs. Und da habe ich dann im Impressum nachgesehen… Der Stil Nesbøs wird durch dieses Vorgehen wirklich ad absurdum geführt.

Nun aber zum Inhalt: Nesbø hat einen bösen Thriller geschrieben, der im Drogenmilieu einer amerikanischen Stadt spielt. Es gibt zwei rivalisierende Banden, korrupte und weniger korrupte Polizisten, Intrigen, kaputte Typen und sonst auch alles, was ein guter Thriller braucht. Im Fokus der Handlung stehen Macbeth und Lady, seine Geliebte. Macbeth kommt aus einfachsten Verhältnissen, war drogenabhängig und steigt innerhalb des Polizeiapparates an die Spitze auf. Man weiß nicht, ob der Grund ist, dass er ein toller Ermittler ist, oder ob jemand im Hintergrund die Fäden zieht, um ihn für seine Zwecke zu benutzen. In jedem Fall neiden ihm eine Menge Leute diesen Aufstieg, denn eigentlich ist es in dieser Stadt ein ungeschriebenes Gesetz, dass nur Karriere macht, wer aus einem guten Stall kommt. Lady, seine Geliebte, betreibt in der Stadt ein Spielcasino mit Niveau. Sie ist seine Seelenverwandte und Vertraute, aber ob sie wirklich ein ehrliches Spiel spielt oder ihn ebenfalls für Ihre Zwecke benutzen will, wird sich zeigen. Mir gefällt, dass alle Charaktere mehrere Facetten haben. Keiner ist nur gut oder nur böse und man muss beim Lesen immer wieder neu überlegen, wem man seine Sympathien entgegenbringt. Der Handlungsverlauf ist leider sehr vorhersehbar, so entsteht immer weniger Spannung. Das ist wirklich sehr bedauerlich und überhaupt nicht typisch für Nesbø.

Der Übersetzer kann sich oft nicht entscheiden: Manchmal schwelgt er in ausschweifenden Beschreibungen (die so gar nicht Nesbøs Stil sind) und dann trifft er wieder richtig gut. Man ist als Leser dadurch hin- und hergerissen, was den Lesegenuss stark mindert.

Fazit:

Ein echter Jo Nesbø ist mir in jedem Fall lieber. Bücher wie diese sollte er besser nicht mehr schreiben.