Rezension

Ein echtes Sonntagskind

Mein Leben als Sonntagskind - Judith Visser

Mein Leben als Sonntagskind
von Judith Visser

Bewertet mit 5 Sternen

Jasmijn ist ein ganz normales Mädchen. Sie lacht, sie tanzt, sie ist fröhlich und freundlich zu jedermann, sie hat viele Freunde und ist sehr beliebt, allerdings nur in ihren Gedanken. Sonst ist Jasmijn eher zurückhaltend, ihre einzige richtige Freundin heißt Senta und ist ihre Hündin. Auch redet Jasmijn nicht mit jedem, zudem sind ungewohnte Situationen für sie das blanke Grauen. Schon früh müssen sie und ihre Eltern feststellen, dass sie anders ist als andere Kinder ihres Alters. Während man sich innerhalb der Familie damit arrangiert hat, eckt Jasmijn im Alltag und Umgang mit anderen Menschen immer wieder an. Komisch soll sie sein und sich für etwas Besseres halten, doch Jasmijn selbst empfindet dies anders. Ihre Eltern meinen, sie wäre eben ein richtiges Sonntagskind, etwas ganz Besonderes. Von der Schule bis zur Pubertät kämpft sie sich durch den Alltag, träumt sich gemeinsam mit Senta in ferne Welten und entdeckt irgendwann Elvis für sich. Doch kann Jasmijn auch auf Dauer in dieser Welt bestehen, die ihr eigentlich so fremd scheint? Gemeinsam mit ihrer Hündin Senta begibt sie sich auf die Suche nach sich selbst und dem ganz großen Glück.

"Mein Leben als Sonntagskind" von Judith Visser konnte mich bereits während der ersten Seiten überzeugen und auch begeistern. Nicht nur der Schreibstil, auch der autobiografische Hintergrund der Handlung konnten mich direkt für sich gewinnen. Überzeugend und mit viel Gefühl schildert die Autorin den Alltag der jungen Jasmijn, welche oft von ihrer Umwelt missverstanden wird. Wie ist es für einen jungen Menschen wohl, ständig anders zu sein als andere Kinder? Durch den besonderen und einfühlsamen Schreibstil, sowie die authentische Erzählweise der Autorin bekommt man schon auf den ersten Seiten einen guten Eindruck über Jasmijn und deren Andersartigkeit. Oft fühlt man so mit ihr mit, schüttelt den Kopf über die gedankenlosen Äußerungen ihrer Mitmenschen oder aber freut sich mit ihr, wenn sie mit ihrer geliebten Hündin Senta wieder Abenteuer erlebt. Interessant ist hier auch die Entwicklung, welche Jasmijn in den 134 Kapiteln des Buches durchlebt. Diese macht nicht nur die Protagonistin zu etwas Besonderem, sondern konnte mich als Leserin ebenfalls verzaubern. Empfand ich Jasmijn anfänglich zugegebenermaßen ebenfalls etwas kompliziert, konnte die Autorin mich innerhalb kürzester Zeit schnell vom Gegenteil überzeugen. Besonders gefallen hat mir der starke Bezug zu Tieren, der immer wieder deutlich wird. Er zeigt nicht nur sehr deutlich, wie liebenswürdig Jasmijn ist, er greift zudem auch einen wichtigen Teil aus dem Leben der Autorin selbst auf. Die gesamte Handlung wird aus der Sicht von Jasmijn erzählt, weshalb der Leser einen guten Einblick in deren Gedanken, Gefühle, Hoffnungen,Träume und Wünsche erhält, was mich sehr berühren konnte. Aber auch wird deutlich, wie sehr Jasmijn mit sich und ihrem Verhalten hadert. Sehr angenehm empfand ich die Länge der einzelnen Kapitel. Unnötige Längen konnte ich während des Lesens keine feststellen und auch Langeweile habe ich während der 608 Seiten, welche das Buch umfasst, keine empfinden. Die Covergestaltung hat mich sehr ansprechen können, trotz seiner stellenweise eher gedeckten Farben gefällt es mir in seiner Gesamtheit sehr. Insgesamt ist Judith Visser eine großartige Geschichte mit autobiografischen Hintergrund gelungen, welche mich von der ersten bis zur letzten Seite bestens unterhalten konnte und zudem stellenweise tief berührt hat.