Rezension

Ein Ehrenmann - ein Sportsman

Julius oder die Schönheit des Spiels -

Julius oder die Schönheit des Spiels
von Tom Saller

Bewertet mit 5 Sternen

Angelehnt an das Leben des deutschen Tennisprofis Gottfried von Cramm erzählt Tom Saller in seinem neuen Buch die Geschichte von Julius von Berg.

Julius wächst als einziger Sohn der adeligen Familie von Berg auf einer Burg im Rheinland auf.
Der Roman beginnt 1907, der Leser begleitet Julius durch seine Kindheit und erlebt, wie dessen Eltern in ihm seine Passion für´s Tennis spielen wecken. Nichts fasziniert Julius mehr, als auf dem Tennisplatz zu stehen, er träumt von einer großen Karriere als Tennisprofi und nur widerwillig beugt er sich dem Wunsch seiner Eltern und beginnt ein Jurastudium. Seine Bedingung: er möchte in Berlin studieren, denn dort gibt es einen Tennisclub von exzellentem Ruf, den LTTC Berlin.
1927 beginnt er sein Studium in Berlin, widmet sich aber bald ausschließlich dem Tennissport, tourt von Turnier zu Turnier und wird immer erfolgreicher.

An dieser Stelle des Romans taucht der Leser in das Leben Ende der Zwanziger Jahre ein, erlebt mit, wie sich der Nationalsozialismus verbreitet und wie Julius durch seinen lockeren Lebenswandel in das Visier der neuen Herren gerät.

Ende der Zwanziger trifft Julius seine Jugendfreundin Julie wieder und die beiden heiraten. Gleichwohl spürt Julius, dass es neben seiner Liebe zu Julie noch andere Neigungen ihn ihm gibt.

Beherrscht wird sein Leben jedoch vom Tennissport und der Roman steuert unaufhaltsam auf das Davis-Cup Finale 1937 in Wimbledon zu, jenem legendären Spiel, das seinen Leben eine dramatische Wendung gibt…..

Obwohl Tom Saller´s neuer Roman ein sprachliches Kleinod ist, macht er es dem Leser nicht ganz leicht. Zwar erfährt der Leser viel über die Geschichte des Rheinlandes und über den Tennissport, aber der Roman plätschert vermeintlich über viele Seiten nur so dahin. Lediglich die zeitlich jeweils auf einer anderen Ebene spielenden Einschübe bringen etwas Spannung in die Handlung, denn natürlich möchte der Leser wissen, wie sich diese in die Gesamthandlung einfügen.
Allerdings wird der Leser dafür im letzten Drittel des Romans mehr als entschädigt.

Die gefühlvolle Beschreibung von Julius Selbstfindung und die an Spannung nicht zu überbietende Schilderung des Tennisspiels seines Lebens und der damit verbundenen Hintergründe ließen mich dieses letzte Drittel wie im Rausch lesen.

Vom Ende des Romans her betrachtet steuert die gesamte Handlung sprachlich ausgefeilt, langsam und unaufgeregt auf ein furioses Finale zu und auch wer sich nicht für Tennis interessiert, wird diesen Roman, in dem es vor allem um Toleranz gegenüber Anderen und die Frage, was ist Ehre geht, mögen.

Ich vergebe eine ganz klare Leseempfehlung!