Rezension

Ein eindringlicher und facettenreicher Roman , der seine Komplexität und Faszination erst nach und nach entfaltet

Ich. Bin. So. Glücklich.
von Jessica Knoll

Bewertet mit 4 Sternen

Ich muss ganz ehrlich gestehen das schöne Cover und gerade der sehr einprägsame Titel, der so düster und doch etwas ernst klingt, haben mich unheimlich neugierig auf das Buch gemacht.
Die Kurzbeschreibung klang interessant und ich war echt gespannt.
Was mich jedoch dann erwartet hat, hat mich doch erstaunt und doch nachhaltig beeindruckt.

Gleich zum Anfang lernt man Ani kennen, eigentlich TifAni.
Ich muss zugeben, gerade anfangs hatte ich enorme Schwierigkeiten mit ihr. Sie hat ihre ganz eigene Art und Weise, sie ist sarkastisch und ihre Wortwahl ist teilweise ziemlich derb. Da musste ich doch mal desöfteren schlucken.
Zu dem Zeitpunkt, war sie mir einfach nur unsympathisch.
Ich hatte sie mir vorher so ganz anders vorgestellt, halt irgendwie gehobener und wohlerzogener.
Aber wir sehen ja meist nur die Oberfläche.
Aber was für ein Mensch verbirgt sich wirklich dahinter?
Will man es riskieren tatsächlich hinter die Fassade zu schauen?
Als es anfing, das wir in Form von Rückblicken mehr über Ani erfahren, konnte ich langsam aber sicher Zugang zu ihr finden.
Ich lernte sie zu verstehen.
Auf einmal fand ich sie nicht mehr so schimm. Viel mehr hatte sie mein Mitgefühl. Denn was sie erzählt ist so voller Tragik und Verzweiflung, daß es einem den Atem zuschnürt.
Mich hat das wirklich mitgenommen.
Ich begann mich ernsthaft zu fragen, in welcher Welt wir eigentlich leben.
Ist es so wichtig überall dazuzugehören?
Will man das wirklich und verrät man sich nicht selbst dabei?
Anis Schicksal macht sehr deutlich, was passiert, wenn man beliebt sein möchte. Aber auch was geschehen kann, wenn man einfach so gedankenlos daherredet.
Vieles ist mit Unreife zu ihrer Schulzeit zu erklären, aber dennoch stößt es mir sauer auf.
Denn es ist wirklich schlimm, was da passiert ist.
Ich muss sagen, es ist mir unbegreiflich und ich war ehrlich schockiert und erschüttert.
Doch das war noch nicht das schlimmste.
Sondern erst der Anfang...
Es sollte noch viel schlimmer kommen.
Mit dieser Thematik hätte ich nie im Leben gerechnet.
Aber dadurch lernt man auch Ani besser kennen. Man begreift was sie denkt und was fühlt. Ja, wer sie wirklich ist. Und diese Person hat mir viel besser gefallen.
Der Verlauf der Geschichte geht  mit einigen Wendungen daher, die überraschen und tragend gestaltet sind.
Zwischen den Zeilen liegt so viel Verzweiflung, Angst , Selbstverleugnung, aber auch sehr viel Ernsthaftigkeit
Das Ende hat mir recht gut gefallen, auch wenn es mich dann nicht mehr überraschen konnte.
Kurzum ein Roman der mit einem ernsteren Thema aufwartet und erst nachhaltig seine Faszination und Komplexität entfaltet.
Man muss sich Zeit nehmen, um alles begreifen und verinnerlichen zu können.
Ich brauchte zwischendurch immer wieder Pausen, weil es doch ziemlich schwer war, mit alldem umzugehen.

Die Charaktere wirken allesamt authentisch und ungeschminkt, sie bestechen vor allem durch ihre eigene Art und Weise. Nach und nach nehmen sie alle für sich ein.
Man kann ihr Handeln und Fühlen jedoch stets gut nachempfinden.
Die Handlung ist gut durchdacht, baut sich jedoch erst langsam auf, hat man jedoch erstmal alles begriffen, kann man sich dem Geschehen nicht mehr entziehen.
Auch die Spannung kam erst langsam in Fahrt, nahm jedoch zum Ende hin immer mehr zu.

Hierbei erfahren wir die Sichtweise von Ani. Sie erzählt aus der Ich-Perspektive. Was ihr viel Raum verschafft. Sie ist eine sehr facettenreiche Persönlichkeit, die sehr für sich einnimmt.
Die einzelnen Kapitel haben eine normale Länge.
Mir hat das Zusammenspiel zwischen Gegenwart und Vergangenheit sehr gut gefallen.
Der Schreibstil der Autorin ist fließend, aber auch stark einnehmend.
Das Cover und auch der Titel passen sehr gut zum Buch.

Fazit:
Ein eindringlicher und facettenreicher Roman , der seine Komplexität und Faszination erst nach und nach entfaltet.
Ein Schicksal, das sehr mitnimmt, aber auch nachdenklich stimmt.
Eine klare Leseempfehlung.
Ich vergebe 4 von 5 Punkten.

Kommentare

Salome kommentierte am 22. Dezember 2015 um 07:53

ich habe das Buch auch wegen dem Cover ausgewählt, aber ich habe es als Weihnachtsgeschenk für eine Freundin gekauft...ich hoffe es gefällt ihr, die Kritiken hier sind ja nicht so schlecht.