Rezension

Ein einsamer Wolf findet seinen Weg

Saymon's Silence - New Horizon - Jennifer Alice Jager

Saymon's Silence - New Horizon
von Jennifer Alice Jager

"Saymon`s Silence - New Horizon" von Jennifer Alice Jager ist ein dystopischer Jugendroman, erschienen am 10.03.16 als Ebook im Papierverzierer Verlag, als Taschenbuch wird es zur Buchmesse erscheinen.

Der Wind zupfte an den Fetzen ihres Kleides. Nackt waren die Füße, die das Mädchen geschickt über die Trümmern, Schutt und Mauerreste trugen. In den Händen hielt sie einen Laib Brot. Einen Schatz von unermesslichen Wert, ein Geschenk, dass sie behüten musste.

Mit diesem ersten Absatz werden wir in Saymons Welt hineingeleitet. Er ist stumm und lebt auch in den Trümmern, sich abseits haltend von den Menschen. Einzig dieses Mädchen findet Zugang zu ihm. Er ist anders als die Menschen, ihm schlägt Hass oder Verehrung von ihnen entgegen. Warum weiß er nicht. Er ist ein Vexc.

Als dieses Mädchen, Anny, ihre Eltern verliert, bringt Saymon sie nach New Horizon, seine Heimatstadt, an die er aber keinerlei Erinnerung hat. Annys Eltern waren krank, und diese Krankheit wütet im ganzen Land. Saymon erhofft sich dort Sicherheit für Anny. Aber wir werden erleben, dass in New Horizon nicht alles so schön ist. Die Ideale, die ethischen Grundsätze und die Freiheit, die sie sich erkämpft hatten, waren nichts weiter als Schein.

Die Autorin schildert uns die dystopische Welt in der personellen Erzählform, spürbar nahe an den Protagonisten. Sie lässt uns deren Angst, Hass, Wut, Liebe, Enttäuschung hautnah erleben. Körperliche Schmerzen kann man regelrecht mitempfinden. Gerade die anfängliche Einsamkeit Saymons breitete sich in meinem Herzen aus.

Zauberhafte warme und weiche Wörter trugen mich durch diese trostlose und grausame Welt. Frau Jagers Devise lautet: Mit Worten Bilder malen. Ja, das tut sie.

In New Horizon ändert sich das Tempo. Es wurde actionreich, den Protagonisten wurde keine Pause gegönnt. Man war sich sicher, einen Freund zu kennen, der sich dann als Feind entpuppte oder erhielt Hilfe von jemand völlig Unerwarteten. Das war mir zwischenzeitlich fast zuviel, es kam mir unrealistisch vor, dass unser Held überhaupt noch handeln konnte. Aber zum Ende drosselte das Tempo und das Finale wirkte auch wieder authentisch auf mich.

Die Figuren waren alle sehr schön gezeichnet. Sie wirkten echt, und ich habe zu allen Zugang gefunden. Die Liebe kommt auch nicht zu kurz, ist aber sehr dezent gehalten.

Dieses Buch kann ich nur weiterempfehlen, ein Juwel unter den Dystopien.