Rezension

Ein einzigartiges Buch!

Ich wünschte, ich könnte dich hassen - Lucy Christopher

Ich wünschte, ich könnte dich hassen
von Lucy Christopher

Meine Meinung:
Gemma sieht einen gut aussehenden Mann und trinkt mit ihm Kaffee - doch dieser Mann entpuppt sich als ihr Entführer. Sein Name ist Ty, wie sie später erfährt. Das Buch "Ich wünschte, ich könnte dich hassen" ist an ihn gerichtet.
Der Schreibstil ist dafür aus der Ich-Perspektive, doch die Besonderheit hier ist, dass sie ihn (wie in einem Brief) immer Duzt. Rückblickend erzählt Gemma die Entführung von Anfang bis zum bitteren Ende und verschönt die Handlung dabei nicht mit blumigen Worten, sondern benutzt harte klare Worte. Es ist in diesem Fall nicht gossenhaft, eher passend, denn das Buch geht viel zu sehr in die Tiefe, als dass es niveaulos wäre. Das Buch ist sehr persönlich und man fühlt sich besonders zu Anfang wie ein Eindringling, als ob man heimlich ein fremdes Tagebuch liest. 

Im Klappentext steht "sensibel, verstörend, dramatisch". Treffender kann man es nicht formulieren. Selten war ich nach dem Lesen so verwirrt und zerrissen. Man versetzt sich prima in Gemmas Lage ein, ihr Verhalten und ihre Gefühle könnten nicht passender beschrieben werden.
Der Zwiespalt zwischen Hass und der langsam aufkeimenden Liebe ist sehr glaubhaft. Bisher wusste ich nie, wie Leute sich in ihre Entführer verlieben können, doch nun habe ich ein wenig Verständnis dafür und kann es annähernd nachvollziehen. Ich frage mich wie sich reale Opfer fühlen, wenn ich schon nach diesem Buch so verwirrt bin.

Kennt ihr das "Stockholm"-Syndrom? Das ist die Bezeichnung dafür, wenn die Entführten positive Gefühle für ihren Entführer entwickeln. Genau so fühlte ich mich bei diesem Buch! Ty wurde mir immer sympathischer und zwischendurch hätte man mir auch dieses Syndrom an den Hals hängen können. Doch Gemma (und ich) haben unsere Gründe, ihn zu mögen. Ty hat nicht nur negative Seiten, er zeigt ihr Dinge im Leben, die sie ohne ihn nie entdeckt hätte. Einmalige, schöne Dinge.

In einer "einfachen" Rezension kann man die Gefühle nicht einmal ansatzweise beschreiben, die ich während des Lesens empfand. Überzeugt euch selbst, wenn ich euch neugierig machen konnte.

Fazit:
Ein Buch, das ich in dieser Form noch nie gelesen habe. Es ist aufwühlend und lässt mich nachdenklich zurück. Ich fühle mich innerlich zerrissen. Die Emotionalität überwältigt einen besonders gegen Ende wie eine riesige Welle und lässt einen stehen wie ein begossener Pudel. 
Wem Bücher wie "Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie" oder "Seven Souls" gefallen, könnte sich auch an diesem Buch probieren. Von mir gibt es eine klare Leseempfehlung!