Rezension

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Ein emotionaler, packender Fantasyroman

Die Drachenkämpferin - Licia Troisi

Die Drachenkämpferin
von Licia Troisi

Bewertet mit 5 Sternen

Inhalt:

Im Land des Windes:

Die Aufgetauchte Welt ist ein Kontinent der von Menschen, Gnomen, Nymphen, Drachen und anderen magischen Wesen bewohnt ist. Seit langer Zeit steht sie unter der Herrschaft des blutrünstigen Tyrannen, welcher durch schauerliche Experimente seine eigene Armee aus Kreaturen, den sogenannten Fammin, erschaffen hat welche er gegen die Armee der Verteidiger der Aufgetauchten Welt hetzt. 
Als letzte Halbelfe der Aufgetauchten Welt liegt es an Nihal, einem jungen Mädchen, der Herrschaft des Tyrannen ein Ende zu bereiten. Sie hat ihr Leben dem Kampf verschrieben, seit die Fammin ihren Ziehvater Livon töteten und ihre Heimatstadt Salazar niederbrannten. Zusammen mit dem jungen Magier Sennar, welcher gleichzeitig ihr engster Vertrauter ist, und der Magierin Soana flieht sie ins Land des Wassers und lernt auf dieser Flucht den Geliebten der Soana, den Drachenritter Fen kennen und verliebt sich in ihn. 
Er ist ihr Vorbild als sie beschließt in die Akademie zu gehen um als erster weiblicher Drachenritter Livon zu rächen und um den Albträumen die sie seit ihrer Kindheit plagen ein Ende zu bereiten.
Durch ihren hervorragenden Umgang mit ihrem einzigartigen Schwert aus schwarzem Kristall, erlangt Nihal sich den Eintritt in die Akademie, wo sie Laio kennenlernt, sowie den Respekt und die Furcht der Bewohner der Aufgetauchten Welt. 
Sennar wird trotz seines geringen Alters in den Rat der Magier aufgenommen.
Nach ihrer ersten Schlacht wird sie in die Lehre des Drachenritters Ido geschickt und lernt ihren eigenen Drachen, Oarf, kennen.

Nach anfänglichen Schwierigkeiten herrscht bald eine tiefe innere Bindung zwischen Oarf und Nihal. Ido führt ihr aber auf, dass sie aus Hass und Rache kämpft, und will sie deshalb nicht unterrichten. Nachdem sie drei Monate in Frieden bei einer Familie gelebt hatte, kommt Nihal wieder zu ihrem Lehrmeister zurück, um ihre eigentliche Ausbildung zu beginnen.

Im ersten Band geht es hauptsächlich um Nihals innere Konflikte, ihre Identifikation mit sich selbst und die Erkennung ihrer Ziele.

Im Auftrag des Magiers:

Nihal trifft auf der einer Reise einen alten (und einzigen außer Parsel, ihrem früherer Fechtlehrer) Freund Laio aus der Akademie wieder. Er wollte kein Drachenritter mehr werden und ging deswegen fort, stattdessen möchte er Knappe werden. Nihal nimmt ihn mit zu ihrem Lager, um Ido davon zu überzeugen, ihn als Knappen aufzunehmen. Nach anfänglichem Zögern nimmt er ihn auf und Laio leistet ihnen treue Dienste. Nihal wird zum Ritter geschlagen und Ido schenkt ihr zur Ernennung eine Rüstung aus schwarzem Kristall, wie ihr Schwert. Bei einem Kampf begegnet sie Dola, einem Ritter des Tyrannen, und erkennt ihn als Anführer des Trupps, der ihren Vater tötete, wieder. Wie so oft schwört sie ihm Rache. Bei späteren Kämpfen mit ihm erkennt sie, dass er ein Gnom ist und außerdem übermenschliche Fähigkeiten hat, die verwundete Haut automatisch heilen. Laio bekommt einen Brief seines Vaters, der es nicht duldete, in der ältesten Drachenritter-Familie in der Geschichte dieses Ordens einen Knappen zu haben. Laio muss zu ihm reisen und Nihal begleitet ihn. Auf dem Weg dorthin werden sie überfallen und Laio entführt. Nihal wird von einem sonderbaren alten Mann gerettet und mit seiner Hilfe befreit sie Laio. Nach kurzem Streit mit dem Vater reisen sie wieder ab und Laio bleibt Knappe von Ido. Später werden sie ins Land des Wasser versetzt und dort versucht sie, einen Zauber gegen Dola zu finden. Sie fragt eine Nymphe, wo Megisto, ein ehemaliger Magier des Tyrannen, lebt, da er sich am besten mit den verbotenen Zaubern auskennt. Dieser wurde vom Rat der Magier zu einem Stein in einem Wald verzaubert, der nur Nachts ein Mensch wird. Als sie ihn trifft, erkennt sie ihn als den alten Mann, der sie vor den Räubern rettete. Er erklärt ihr, dass der Zauber sehr schwierig ist, und legt ihr ein Siegel auf, damit sie ihn nur einmal, beim Kampf gegen Dola, benutzen kann, sonst würde sie sterben. Bei einem Gefecht schafft sie das auch, aber sie schwor Magisto, Dola nicht zu töten. So wird dieser gefangen genommen, doch er erzählt Dinge über Ido, woraufhin Nihal Ido ausfragt. Er erzählt ihr schließlich, dass er Dolas Bruder ist und wirklich einmal, wie Dola es sagte, an der Front des Tyrannen kämpfte. Er war sogar Thronerbe in seinem Land, aber er erkannte früh genug, dass er etwas Schlechtes tat, und trat dem Kampf gegen den Tyrannen bei. Gleichzeitig wird im Buch von der Reise Sennars berichtet: Nach langer Suche, da bisher kein einziger Mensch, der diese Welt suchte, zurückgekehrt ist, heuert Sennar bei einem Schiff an, das, wie sich später herausstellt, ein Piratenschiff ist. Dort wird er erst schlecht behandelt, doch er setzt sich zur Wehr, weshalb er dann trotzdem geachtet wird. Sie müssen einen heftigen, magischen Sturm überleben, ein riesiges Seemonster besiegen und finden am Ende den Strudel, der in die untergetauchte Welt führt. Dort muss er erst in das Gefängnis, wo er Ondine kennenlernt. Diese wird ihm im Laufe der Geschichte immer vertrauter, doch nachdem er sie küsst, merkt er, dass sein Herz eigentlich für Nihal schlägt. Nachdem er ein Attentat auf den König vereitelt, bewilligt dieser ihm einen Vermittler, der ihn in seine Heimat zurückbegleitet. Nihal und Sennar treffen sich endlich nach langer Zeit wieder und erleben den Rest des Buches gemeinsam. Sie treffen Soana und diese erzählt, dass sie auf ihrer Suche nach ihrer alten Lehrmeisterin Rais Erfolg hatte. Diese möchte Nihal sprechen, doch Soana will sie davon abhalten. Doch trotzdem besucht Nihal ebendiese und erfährt von ihrem Schicksal, die Welt zu retten. Sie erhält ein Amulett, in das sie alle Elemente dieser Welt einfügen soll, um dann zu den Naturgeistern zu beten, was nur sie als letzte Halbelfe kann, um den Tyrannen zu besiegen. Dies soll sie mithilfe des Hasses schaffen, den sie all die Jahre versuchte zu verdrängen. Als sie zurückkommen, müssen sie gegen ein Heer aus Toten kämpfen, das der Tyrann wiederbelebt hat. Am Ende gibt es nur noch eine Möglichkeit: Nihal muss sich dem Hass hingeben, um die Welt zu retten.

Der Talisman der Nacht:

Im dritten und letzten Band der Drachenkämpferin geht es um einen Talisman der Mächte, der von den Elfen erschaffen wurde, doch auch Halbelfen können ihn benutzen. So macht sich Nihal auf ins Große Land und sucht mit Sennar und Laio alle Steine für den Talisman zusammen. Doch im Land der Nacht wird Laio von einem Mann des Tyrannen getötet. Später treffen Nihal und Sennar im Land des Feuers Aires, die ihr Piratenleben aufgab und nun am Widerstand gegen den Tyrannen mitkämpft. Im Land der Felsen wird Sennar stark verletzt. Im vermeintlichen Angesicht des Todes gesteht er Nihal seine Liebe, diese kann ihn mit viel Mühe noch retten, doch er ist noch so geschwächt, dass Nihal ihn zurücklassen muss, um ihre Mission zu vollenden. Anschließend wird Sennar gefunden und in die Tyrannenfeste gebracht. Mit dem Talisman besiegt Nihal dann im finalen Kampf den Tyrannen und rettet Sennar aus einem Kerker. Im Epilog, der aus Sennars Sicht geschrieben ist, wird gesagt, dass Nihal und Sennar die Aufgetauchte Welt verlassen wollen, um in Frieden zu leben.

Diese wunderbare Trilogie führt eine ganz eigene Leseatmosphäre mit sich. Im Hinterkopf behält man immer den Gedanken an Krieg und Auslöschung durch den Tyrannen doch aktiv verfolgt man die meiste Zeit die Veränderung von Nihal durch die Erlebnisse die sie prägen. Ich bewundere die Person Nihal für ihre Entschlossenheit und ihren Werdegang. Ganz besonders hat mich das Ende fasziniert, die letzten Worte des Buches, das Sennar schrieb, ehe er und Nihal die Aufgetauchte Welt verließen:

"Es gibt eine Frage die der Tyrann mir gestellt hat und auf die ich bis heute noch keine Antwort befunden habe: Lässt sich diese Welt tatsächlich retten? Zuweilen habe ich den Eindruck, dass er Recht hat, dass also nur der Hass alle Geschöpfe vereintund wir daher gewissermaßen alle gleichzeitig Opfer und Täter sind. Dann jedoch denke ich an Nihal und weiß wieder, dass es sich zu leben lohnt, zu kämpfen, auch wenn der Kampf vergeblich sein sollte.(...)Irgendwann in nächster Zeit werden wir uns verabschieden und eine Welt zurücklassen in der ein stets gefährdetes Gleichgewicht herrscht, früher oder später wirde es zerbrechen, und es wird wieder Krieg geben. Ich weiß aber auch das danach wieder Friede und Hoffnung einziehe werden, und danach erneut Finsternis und Verzweiflung. 
Liegt in diesem ewigen Kreislauf nicht der Sinn unseres Daseins?"

Allein dieser letzte Abschnitt sagt schon sehr viel über den Schreibstil und aber vorallem die IDEE des Buches aus! Wie die Autorin indirekt die Instabilität unserer eigenen Welt darstellt hat mich ungemein fasziniert. Insgesamt:

Ein einzigartiges, tolles Buch, was ich nur empfehlen kann! Hut ab, Licia Troisi! Sie haben eine wunderbare Welt erschaffen.