Rezension

Ein emotionaler und nervenaufreibender Abschluss

Sternenstaub - Kim Winter

Sternenstaub
von Kim Winter

Bewertet mit 4.5 Sternen

Es ist fast 2 Jahre her, dass ich bei einer Leserunde ein ganz besonderes Buch für mich entdecken durfte. „Sternenschimmer“ von Kim Winter war der Auftakt zu einer jugendlichen Sci-Fi Trilogie, die ich ganz intensiv miterleben durfte. Nachdem es im Kinder- und Jugendbuchgenre oberflächliche Geschichten im Überfluss gab, sehnte ich mich nach einer gut durchdachten Handlung mit Tiefgang. „Sternenschimmer“ bot nicht nur eine sehr liebenswerte Geschichte, sondern vereinte in ihrem Verlauf viele Themen, die mir sehr wichtig sind und regte zum Nachdenken an, indem sie für Toleranz wirbt und einen kritischen Blick auf das Handeln vieler Menschen in ihrem Alltag wirft. Winter zeigt mögliche Folgen unseres Fehlverhaltens im Umgang mit unserer Umwelt, unseren Mitmenschen und mit unseren Tieren auf. Der Autorenfeder von Kim Winter sind aber nicht nur eine tiefgründige und ideenreiche Handlung entsprungen, sondern auch liebenswürdige Charaktere, die mich sehr für diese Reihe eingenommen haben. Nachdem mein Feuer auch mit dem dramatischen und mitreißenden zweiten Teil „Sternensturm“ nicht verloschen war, wartete ich sehnsüchtig über ein ganzes Jahr auf einen spannenden Abschluss. Und jetzt durfte ich endlich erfahren, wie es mit der außergewöhnlichen Liebesgeschichte um eine Irdin und einem Außerirdischen weitergeht.
Obwohl über ein Jahr vergangen war, seitdem ich Mia und Iason nach einem sehr aufregenden Szenario verlassen habe, hatte ich keine Probleme in die Geschichte hineinzufinden. Kim Winter lässt durch mehrere kleine Rückblenden die Erinnerungen in dem Leser wieder erwachen. Wer diese außergewöhnliche Reihe verfolgt hat, kann schon erahnen, dass ihm in diesem Teil eine größere Reise auf einem fremden Planeten bevorsteht, denn hier sollten viele Schicksale zusammengeführt werden. Auf dem langen Weg nach Loduun zeigt Kim Winter sehr deutlich, wie sie eigene fantastische Ideen mit gut recherchierten Fakten vermischt, um dem Leser eine bildgewaltige Reise durch den Himmelsraum zu bescheren. Doch diese Entdeckungsreise setzt sich auch auf dem ungewöhnlichen Planeten Loduun fort. Zusammen mit Mia durfte ich den uns so fremden Planeten erkunden und bestaunte auf der einen Seite diese pure Schönheit der Landschaft, erschrak aber auch vor der rohen Gewalt, die auf diesem Planeten wütet und bereits tiefe Narben hinterlassen hat. Witzige Elemente die die Autorin hier einfügte, lockerten manch trüben Moment auf… genau zur richtigen Zeit.
Es gibt literarische Figuren, die man nicht vergessen kann und ich freute mich sehr auf ein Wiedersehen mit den Bewohnern des Tulpenwegs. Und sie haben sich in dem vergangenen Jahr kaum verändert, auch wenn sie viele beängstigen Ereignisse rund um den Krieg beobachten und zu verarbeiten hatten. Erstaunlich war es für mich, dass gerade die Hauptfigur Mia in ihrer Entwicklung stehen geblieben ist. Sie nimmt nach wie vor ein Fettnäpfchen nach dem anderen mit und lässt sich oft von ihren Gefühlen leiten ohne über Konsequenzen nachzudenken. Sehr amüsant war es, dass ihr viele Charaktere aus dieser Geschichte genau das vorwarfen und sie somit dazu gezwungen wurde, sich zu bewegen und sich weiter zu entwickeln.
Beim Lesen musste ich oft an Kim Winter denken und ich sah sie in vielen bitteren Szenen vor mir, als es mir schier das Herz zerrissen hat. Ich glaube, dass es ihr beim Schreiben ebenso ergangen ist.
Was mich am Anfang ein wenig gestört hat, ist, dass die Autorin im Prolog mit einem sehr erschreckenden Blick in die Zukunft beginnt und diesen abrupt enden lässt. Danach war ich sehr verzweifelt und wollte unbedingt wissen, was es mit dieser hoch dramatischen Szene auf sich hat. Entgegen meines Bedürfnisses der sofortigen Aufklärung, entschied sich Kim Winter dazu, mich sehr lange zappeln zu lassen und ihre Geschichte in der Gegenwart weiter zu erzählen. Man könnte sagen, dass sie den Leser langsam und nervenaufreibend auf das Geschehen vorbereitet, welches nach einigen Kapiteln wartet. Die Handlung wechselt von sehr emotionalen und bewegenden zu sehr spannungsgeladenen Szenen. Manchmal verstimmten mich diese kontinuierlichen Wechsel, denn sie rissen mich immer wieder aus dem Geschehen. Verstimmt haben mich sie mich deswegen, weil ich ein sehr ungeduldiger Leser bin. Und gerade deswegen werden sicher einige geduldigere Leser viel Freude an diesem Stil haben. Im Verlauf gab es für mich viele Überraschungen, die mich wirklich verblüfft haben. Mit meinen Spekulationen aus den beiden ersten Bänden, stand ich völlig im Dunkeln. Und auch wenn ich in der einen oder anderen erschütternden Szene emotional sehr ergriffen war und dachte, dass mich „Sternenstaub“ nicht mehr versöhnen konnte, schloss ich mit einem guten Gefühl den letzten Band.
Nun gilt es Abschied zu nehmen von dieser wunderschönen tiefsinnigen Geschichte und ihren bestechenden literarischen Figuren… und es fällt mir immer noch schwer, mich wirklich von ihnen zu trennen. Vielleicht muss ich es auch nicht. Die Bücher werden in meinem Regal wohnen bleiben und ich kann sie immer wieder zur Hand nehmen, wenn mich die Sehnsucht plagt.