Rezension

Ein epischer, spannender Roman – eine dramatische Familiengeschichte aus Indien.

Wir, die wir jung sind - Preti Taneja

Wir, die wir jung sind
von Preti Taneja

Bewertet mit 5 Sternen

Ein Hauch von indischem Duft... Eine literarische Entdeckungsreise durch Indien, gepaart mit einer dramatischen Familiengeschichte, die zugleich die Geschichte eines Firmenimperiums und eines Landes, die brutale, letztlich scheiternde Machtübergabe von den Alten zu den Jungen darstellt, von den Männern zu den Frauen. Das erzählt Preti Taneja in ihrem preisgekrönten, spannenden und gewaltigen Debütroman. Breiter und kenntnisreicher Roman über die indische Gesellschaft. Vor dem geduldigen Leser breitet sich ein farbenprächtiges Panorama aus Schicksalen die die dunklen Seiten Indiens betreffend so lebendig werden lassen, aus. Devraj ist in Napurthala geboren, einem Königreich ganz in der Nähe. Als Sohn eines Maharajas und seiner fünfzehnjährigen Braut. Als sie fünfundzwanzig war, starb der Maharaja bei einem Jagdunfall. Devraj war zehn Jahre alt, der kleine Prinz seiner Mutter, und wuchs im Schatten zweier Imperien auf. Demjenigen der Moguln und dem der Briten. Seine verwitwete Mutter war streng. 1957 kam er zum ersten Mal nach Srinagar – als flotter junger Maharaja voller Verlangen nach dem Leben. Durch den Anschluss wurde Napurthala ihrem neuen, unabhängigen Indien geschenkt, und Devraj besaß keine Stadt und kein Land mehr. Srinagar ist es ebenso ergangen. Er war ein König ohne Königreich, gierig danach, sich einen Namen zu machen. Zu Devraj's Glück lebte hier ein reicher Mann, ein Kashmiri-Pandit der herrschenden Klasse mit besten Manieren, ein Hindu im besten Sinne. Die passende Gesellschaft für einen König. Seine Tochter war jung, und seine Geschäfte gingen schlecht, weil er es gewohnt war, sich mit seinen Shi’a Angestellten zu verbrüdern, als seien sie seine eigene Familie. Er hatte nicht verstanden, dass es in der modernen Welt darum ging, nur die eigenen Leute zu favorisieren. Devraj sehnte sich nach diesem Haus, nach den Geheimnissen der Schultertuchproduktion, die dort verborgen lagen. Der alte Devraj, ehemaliger Maharadscha und Chef eines mächtigen indischen Mischkonzerns, der nur ehrfürchtig "The Company" genannt wird, ist nun alt geworden und will sein Erbe verteilen. Er hat drei Töchter, Ranjit Singh, sein Berater, Teilhaber und Wegbegleiter, hat zwei Söhne, die ebenfalls mit bedacht werden sollen. Wer wird sich durchsetzen in diesem umfassenden Machtkampf, der auch ein Geschlechterkampf ist? Ein denkwürdiges Bild vom Indien der Gegenwart... Taneja, die sinnlich und anschaulich schreibt, schildert eindrucksvoll das Dilemma der Frauen - eine erschreckende Warnung. Die Wirkung hat etwas Zwingendes und Erhebendes... Brillant... kunstvoll konstruiert... Preti Taneja hat uns etwas besonders Seltenes gegeben, einen Pageturner, der zugleich unerschrocken politisch ist. Sie verbindet Zorn mit Poesie... Die Autorin schreibt so vielschichtig, dass sie unsere schlichte Vorstellungskraft, die wir sonst gewöhnt sind, übersteigt... ein glänzendes Werk. Ein denkwürdiges, nationales Epos. Unwiderstehlich, für mich einer der besten und originellsten Romane des Jahres werden. Absolut fesselnd, sehr intelligent, sehr bewegend, sehr subtil, wunderbar ambitioniert und höchst originell. Ein fantastisches Buch, welches Leser und Leserin in ein weit entferntes Indien entführt und nicht mehr loslässt. Hinzu kommt eine wunderbare indische Familiengeschichte, mit vielen fröhlichen Momenten, harten Schicksalsschlägen und einer großen Prise Indien. Herrlich zum Träumen, unmöglich aus der Hand zu legen dieses Buch.