Rezension

Ein episches Werk

Das Gold des Meeres
von Daniel Wolf

Bewertet mit 5 Sternen

Varennes-Saint-Jaques 1260: Die Gebrüder Fleury, die hier Handel treiben, sind unterschiedlicher Natur. Michel ist begnadeter Kaufmann, sein Bruder Balian hat eher andere Talente. Als Balian nach Michel das Geschäft führen muss, nimmt das Unglück seinen Lauf...

Daniel Wolf legt hier den dritten Band einer Reihe über das Handelshaus Fleury vor. Er schildert sehr anschaulich, wie es zu dieser Zeit, im Mittelalter, in den Kreisen der Händler zuging. Aus unglücklichen Umständen heraus muss Balian von seinem Bruder Michel das Handelsgeschäft übernehmen, obwohl er keine glückliche Hand dafür hat. Seine Fähigkeiten liegen woanders. Es kann daher natürlich nicht ausbleiben, dass das Handelshaus sehr bald vor dem Ruin steht. Nun muss Balian sich etwas einfallen lassen. Und er schließt sich einigen Kaufleuten an, die in die Ferne ziehen wollen, um dort Handel zu treiben. Er hofft, auf diese Weise seine Schulden begleichen zu können.

Wolf schildert nun die einzelnen Begebenheiten und Umstände, die es in dieser Zeit den Händlern sehr schwer machten. Da ist die Rede von Schuldnern, die im Schuldturm landeten, von "Sippenhaft" für die Schulden eines anderen, von Raubrittern, Seeräubern, Zölle und Gebühren, die man ständig irgendwo zu entrichten hatte, Konkurrenten, die es einem nicht leicht machten, Intrigen, Verschwörung, Rebellion und anderes. Die damaligen Gegebenheiten werden sehr gut dargestellt, auch im gesellschaftlichen Bereich (arrangierte Ehen usw) und Religion (Reliquien). Man erfährt etwas über ferne Orte, andere Völker und die Geschichte dieser Zeit, was mich als Geschichtsliebhaber sehr angesprochen hat.

Man fühlt sich von Anfang an gleich tief ins Buch hineingezogen; Wolf versteht es, Spannung zu erzeugen und zu halten. Die Charaktere entwickeln sich im Lauf des Romans, was die Spannung noch hebt. Der Leser fühlt sich mitten im Geschehen und kann sich in die einzelnen Personen einfühlen.

Der Schreibstil ist gut und flüssig, sodass man gut vorankommt beim Lesen. Am Ende hat der Autor noch einiges an Erklärungen angefügt, diese lassen die damalige Zeit noch besser vor dem geistigen Auge entstehen und tragen zum Verständnis bei.

Das Cover ist einfach gehalten, passt aber genau zum Buch. Der erste Buchstabe des Wortes Gold ist eingebettet in ein kleines Gemälde; solches wurde damals von den Mönchen in den Klöstern genauso gefertigt, wenn sie ein Buch schrieben oder kopierten. Dadurch wirkt das ganze Cover recht authentisch. Innen ist der Buchdeckel aufklappbar und beinhaltet vorn eine Stammtafel der Familie Fleury und hinten eine Landkarte. Beides ist hilfreich zum Buch.

Ich habe das Buch mit Genuss gelesen und kann es jedem weiterempfehlen.

Die beiden Vorgängerbände sind: Das Salz der Erde und Das Licht der Welt.