Rezension

Ein Erbe muss angetreten werden... oder man trägt es schon in sich

Luzies Erbe - Helga Bürster

Luzies Erbe
von Helga Bürster

Dieses Buch hat mich zunächst aufgrund des Covers und des Inhalts sehr an "Altes Land" von Dörte Hansen erinnert. Wo Hansen jedoch mit Humor und vor allem im Hier und Jetzt arbeitet, dringt Bürster in die Tiefe der Familiengeschichte und der Psychologie der Familie Mazur ein. Erzählt wird in zwei wechselnden Strängen. Zum einen bewegen wir uns in der Gegenwart mit den Nachkommen der gerade verstorbenen, hoch betagten Luzie durch die Wirren von Trauer, Bestattungsvorbereitungen und Familienstreitigkeiten. Zum anderen erfahren wir jedoch auch sehr viel über die junge Luzie in der Zeit des Zweiten Weltkrieges im Emsland.

 

Einfühlsam und unvorhersehbar erzählt Bürster mit einer mitreißenden Sprache und vielen plattdeutschen Dialogen vor allem von den gezeichneten Frauen der Familie Mazur. Man wird immer stärker in die Geschichte hineingezogen und die Seiten fliegen nur so dahin. In den kleinsten Szenen schafft sie es dabei, das Verhältnis zwischen den Protagonistinnen auszuloten.

 

Ein gelungenes Buch über das immaterielle Erbe einer Familie, welches dazu anregt, über die eigenen Eltern, Großeltern oder sogar Urgroßeltern neu nachzudenken und (falls dies noch möglich) mit ihnen ins Gespräch zu kommen, bevor es vielleicht dafür zu spät ist.