Ein Erfahrungsbericht, der unterhält
Bewertet mit 4.5 Sternen
Sandra Roth hat mit Lotta Wundertüte einen Erfahrungsbericht geschrieben. Darüber, wie es für sie war, beim zweiten Kind schon vor der Geburt zu erfahren, dass irgendetwas nicht stimmt, dann lange die Hoffnung zu haben, dass bei ihrem Kind trotz einer Gefäßfehlbildung im Hirn alles gut wird und schließlich zu lernen, dass Lotta immer länger brauchen wird, um Dinge zu lernen, dass vorher keiner sagen kann, wie die nächste Zeit verlaufen wird, dass das behinderte Kind aber dennoch immer wieder überraschen kann.
Das Buch ist gut, denn es will weder Betroffenheit erzeugen, noch versucht es, übermäßig lustig zu sein. Es zeigt deutlich, wie schwierig Entscheidungen sein können und dass sie oft nicht einmal welche sind. Sandra Roth zeigt auf, wo die Schwierigkeiten und Probleme im Alltag und im Umgang mit anderen Menschen sind, aber sie hat nicht immer Lösungen. Dafür bringt sie zum Nachdenken, wie man sich selber verhalten möchte, wie man sich oft verhält und wie man sich selber verhalten würde, wenn. Gleichzeitig macht sie Mut, auf andere Menschen zuzugehen. Und, bei einem Erfahrungsbericht nicht selbstverständlich: Sie unterhält. Ich war am Ende enttäuscht, dass ich nicht weiß, wie es weitergehen wird. Vielleicht folgt ja irgendwann ein zweiter Band?
Empfehlenswerte Lektüre, nicht nur für Menschen, die mit behinderten Menschen unmittelbar zu tun haben, sondern zumindest auch für alle Eltern, deren Sorgen sich beim Lesen vermutlich relativieren.