Rezension

Ein ernüchterndes Ende

Die Königin der Flammen - Anthony Ryan

Die Königin der Flammen
von Anthony Ryan

Bewertet mit 2.5 Sternen

Die Rabenschatten Trilogie von Anthony Ryan ist die erste High-Fantasy-Reihe, die ich auch mal beendet habe. Der erste Band  Das Lied des Blutes konnte mich völlig in seinen Bann ziehen, der Schreibstil war flüssig zu lesen, die Charaktere und die Welt wunderbar beschrieben, dass man in einem Bruchteil einer Sekunde in einer detailreichen Welt versunken war. Der zweite Band Der Herr der Turmes, konnte mich dann leider nicht mehr so sehr fesseln, aber dennoch hielt ich es durch und überstand die einigen Längen in dieser Fortsetzung.
Die Königin der Flammen, hingegen, führte leider diese eine Schwäche des zweiten Bandes weiter: die Längen! Es kam mir vor, als würde ich auf dem Spannungsbogen einer Achterbahnfahrt beiwohnen, mal war es spannend und ich konnte das Buch nicht mehr weglegen, dann endete diese Spannung mit einem Cliffhanger und das darauffolgende Kapitel schien kein Ende zu nehmen, was mir leider die Spannung und den Spaß am Lesen nahmen. Was mich ebenso gestört hat, waren die unzähligen, detaillierten Beschreibungen von Schlachten. So viel Blut wie in diesem Buch geflossen ist, habe ich selbst bei Stephen King nicht erlebt. Es ist ein Wunder, dass die Seiten des Buches nicht schon von dem vielen Blut verklebt waren. Auch die Monologe, Dialoge und manche Szenen konnten mich leider nicht überzeugen. Daher finde ich, dass man Die Königin der Flammenruhig um gute 300 Seiten hätte kürzen können - das wäre dem Spannungsbogen jedenfalls zu Gute gekommen. 
Ebenso schade finde ich, dass es bei den fast 900 Seiten keine wirkliche Charakterentwicklung gab. Oder ist mir diese in den spannungslosen Kapiteln abhanden gekommen? Was mich jedenfalls bei der Stange halten konnte, war die Neugier darauf, dass endlich die dunkle Gabe, die Magie, ihr Potenzial entfalten könne. Denn gefühlt jedes Mal wird über diese dunkle Gabe gesprochen, aber wirklich zum Einsatz kam sie nie. Auch fand ich es wirklich schade, dass Vaelin, der eigentliche Hauptcharakter in dieser Reihe sich nicht wie eine Protagonist angefühlt hat. Auch die restlichen Charaktere fühlten sich in diesem Band für mich recht fremd an. Zu niemanden konnte ich sagen, dass ich mit ihm, oder ihr mitgefiebert habe, auch wenn ich Königin Lyrnas Kapitel doch mit mehr Interesse verfolgt habe, als die der anderen.
Im großen und Ganzen dreht es sich in diesem Band um Königin Lyrna. Sie ist schön, intelligent und klug, und als Herrscherin eiskalt. Sie schafft es ihr Volk für einen Krieg zu begeistern, doch wenn es zur Schlacht kommt, schwächelt die Handlung sehr. Auch wenn Anthony Ryan ein Talent für die Sprache hat, so konnten mich die bald ähnelnden Schlachten und Kriege nicht mehr in ihren Bann ziehen.  Ich war regelrecht gelangweilt von diesen Szenen und bin dann auf das Hörbuch, welches von Detlef Bierstedt gelesen wurde, umgestiegen. In der Hoffnung, dass ich so die Geschichte auf einer anderen Ebene in einem anderen Medium genießen könnte. Der Sprecher machte einen guten Job, er gab den Charakteren eine eigene Stimmfarbe, und brachte mich in dieser komplexen und teils überladen wirkenden Geschichte ein Stück weiter, aber leider wurde mir die Art seines Vortragens der Geschichte etwas zu monoton, so dass ich dann mit den Gedanken nicht ganz bei der Geschichte bleiben konnte. Ich finde es auch wirklich schade, dass das Buch mich mit meinen Gedanken hat so abschweifen lassen. Denn ich glaube, hätte man das Manuskript an manchen Stellen gekürzt, hätte das der Spannung mehr zugetan und ich wäre nicht in meiner Gedankenwelt versunken.  Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, wie ich Die Königin der Flammen als Finale bewerten soll. Anthony Ryan hat ein Talent fürs Schreiben, das stelle ich hier nicht Frage. Aber die Umsetzung, in der der Autor eine komplexe Geschichte gesponnen hat, hatte mich nicht ganz mitreißen können.
Wirklich schade.
 

Kommentare

kornmuhme kommentierte am 17. Dezember 2016 um 09:19

Das kann ich voll und ganz unterschreiben. Schade, dass das Final nicht überzeugender war. Vor allem blieben für mich viele Fragen offen, z.B.: Was will der Verbündete eigentlich???