Rezension

Ein erotischer Roman, der einem die Sinne raubt!

Schwanentanz - Jean Francis

Schwanentanz
von Jean Francis

 

Bedingt durch eine Verletzung ist Profiballerina Suzanna auf der Suche nach Einsamkeit und Idylle, um das Aus ihrer Karriere zu verdauen. London verlassend, lässt sie sich in einem kleinen Dorf nieder, in dem sie still ihr Dasein fristen und sich Ausruhen kann. Doch aus der Ruhe wird nichts, denn als sie Brandon Cnocach kennen lernt, ist sie zunächst alles andere als begeistert davon, einen scheinbar verrückten Menschen in ihrem Vorgarten zu entdecken. Jedoch kristallisiert sich schon bald heraus, dass Brandon doch nicht so verrückt ist, wie es zunächst den Anschein hat: Als Suzanna von seinem Schicksal als Lustsklave und der Sídhe erfährt, setzt sie alles daran, Brandon zu helfen, aus den Klauen der Sídhefürstin zu entkommen. Denn nicht nur, dass ihre Gefühle für ihn immer stärker werden, auch Brandon verschreibt sich immer mehr Suzannas' Wesen. Gemeinsam schöpfen sie Hoffnung, gegen die Sídhefürstin anzukommen. Doch scheint dies ein fast unmögliches Vorhaben zu sein...

Mit "Schwanentanz" erschafft Jean Francis einen unglaublich sinnliche Geschichte, die nicht nur auf erotischer Basis vollends überzeugt, sondern auch sprachlich zu begeistern weiß. Die Thematik um die Sídhe wird absolut faszinierend eingeführt, schon zu Beginn sieht sich der Leser einer unglaublich knisternden Szene gegenüber, die vor Spannung und elektrisch geladener Atmosphäre nur so strotzt. Einnehmend schafft Jean Francis alias Jennifer Benkau es sofort, den Leser gefangen zu nehmen und nicht mehr loszulassen. Während die Handlung in einem abgelegenen, kleinen Dorf beginnt, lernt man zunächst die beiden Protagonisten des Romans kennen. Brandon und Suzanna zeichnen sich durch unterschiedliche Charaktereigenschaften aus. Brandon, ruhig, geprägt voller Verzweiflung, doch auch mit einem leichten Charme umgeben. Suzanna, humorvoll, jedoch psychisch angeschlagen aufgrund ihrer Verletzung und durchaus kein allzu nahbarer Mensch. Obwohl das erste Zusammentreffen zwischen den beiden nicht unbedingt romantisch ist, fühlt man als Leser schon die Leidenschaft, die sich zwischen diesen beiden Figuren anzubahnen scheint. 

"Putzmittel war keins da, aber vorerst tat es auch ihre Seife. Altes Haus mit einem Dufthauch von 
N°5; warum auch nicht. Die Riesenspinne hatte erfreulicherweise durch den Abfluss gepasst. Seebestattungen waren doch auch eine feine Sache."

(Aus: Schwanentanz, S. 12)

Mit einer literarischen Leichtigkeit und einem unglaublich sanftem Humor schafft die Autorin es, zwischen dramatischen und teils melancholischen Szenen zu amüsanten Gedankengängen Suzannas' zu lenken und somit die Stimmung aufzulockern. Während diese sich zunächst einmal an ihre neue Umgebung anpassen muss und die Leute des Dorfes kennen lernt, erfährt man um die Sídhe, deren Hintergrundgeschichte und die jetzigen Vorgänge innerhalb der Gefangenschaft der Lustsklaven. Interessante Einblicke in deren Kultur, sowie die Aussichtslosigkeit der Gefangenen werden absolut eindrucksvoll dargestellt, als befände man sich mitten im Geschehen. Auch die Nebenfiguren, wie zum Beispiel Aiden, ebenso Lustsklave wie Brandon und sein bester Freund, erfahren eine unglaublich einfühlsame Zeichnung. So vermitteln nicht nur die Geschehnisse einen  authentischen Eindruck - die Autorin erschafft einen schmalen Grad zwischen Skrupellosigkeit und Leidenschaft, der sich perfekt in die Handlung integriert und ausbalanciert. Die Auswahl und Platzierung der Erotikszenen werden sehr bewusst in Szene gesetzt. Weder wird der Leser mit unnötigen Liebeleien überschwemmt, noch kommen diese prickelnden Details zu kurz und jedes Mal verliert man sich in der Sinnlichkeit der Beschreibungen. Der wunderschön verschnörkelte, jedoch auch recht klare und präzise Schreibstil der Autorin sorgt für das richtige Ambiente, und auch wenn die Handlung mit fortschreitender Seitenzahl auch an Dramatik und Hoffnungslosigkeit zunimmt, geraten jedoch nie die Fäden durcheinander, welche die Geschichte weben und zusammenhalten. Mit einem fulminanten Finale schließt Jean Francis durchaus eine Fortsetzung nicht aus, denn es gäbe trotz des geschlossenen und auch für den Leser befriedigenden Endes noch einige Ansatzpunkte, dessen Potenzial noch ausgeschöpft werden könnte! Einziges Manko: Die Geschichte hätte ruhig noch etwas ausgedehnt werden können, denn dieses Leseerlebnis geht viel zu schnell vorbei, da man es in einem Rutsch nahezu verschlingt!

Fazit
Schwanentanz von Jean Francis bietet absolut prickelnde Erotikliteratur. Mit einem Hauch von Phantasie, authentischen Charaktere, sinnlichen, ja  leidenschaftlichen Begegnungen zwischen den Protagonisten erwärmt sie das Herz eines jeden Lesers! Die mystische Handlung sorgt für eine perfekte Atmosphäre, in der die Hauptfäden der Geschichte perfekt ineinander laufen und in Szene gesetzt werden. Für Fans paranormaler Erotikliteratur ein absoluter Geheimtipp und ein Muss für alle Fans des Genres!

Pro & Contra

+ Authentische Charaktere
+ Prickelnde Erotikszenen
+ Mysteriöse Athmosphäre
+ Glaubwürdige Hintergrundgeschichte
+ Wunderschönes Cover
+ Typisch "Benkau"
+ Absolut schöner, verschnörkelter Schreibstil

o Durchaus noch Potenzial offen

- Gesamtumfang des Romans hätte etwas länger sein können

Bewertung:

Handlung: 4,5/5
Charaktere: 5/5
Lesespaß: 5/5
Preis/Leistung: 4,5/5