Rezension

Ein erschreckend realistisches Szenario

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät - Marc Elsberg

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
von Marc Elsberg

Bewertet mit 4.5 Sternen

Die Thematik des Buches hat mich sofort angesprochen. Wie würden die Menschen reagieren, wenn für so lange Zeit in einem solch großen Gebiet der Strom ausfällt? Verhalten sich die Menschen solidarisch, gibt es Plünderungen oder gar Selbstjustiz? Marc Elsberg schildert in seinem Roman eindrucksvoll ein mögliches Szenario. Meine Gedanken schweiften beim Lesen wirklich häufig in eine bestimmte Richtung ab: Wie würde es mir ergehen und wie würde ich mich in einer solchen Situation verhalten? Wo sind die Kerzen, hätte ich ausreichend Vorräte? Das Buch zeigt jedoch auch Punkte auf, an die ich vorher nicht gedacht habe: Kein Strom, kein Wasser und damit keine funktionierende Toilettenspülung, um nur ein Beispiel zu nennen. Ohne Strom funktioniert in unserer heutigen Gesellschaft nichts mehr.
Regelrecht beeindruckend fand ich die Recherchearbeit des Autoren. Ein Buch über einen Stromausfall zu schreiben, kann eigentlich jeder, doch hier wurden die Ursachen, die Auswirkungen und die Wiederherstellung des Stromnetzes mit einem enormen Detailreichtum beschrieben, dass all das beängstigend real erscheint. Hier liegt eindeutig die Stärke des Buches.
Auch die Charaktere sind sehr gut herausgearbeitet und es ist nahezu klassisch, dass derjenige, der – in diesem Fall Manzano – die Behörden auf die richtige Spur hinweist, zunächst abgewiesen und anschließend verdächtigt wird. Doch Manzano ist bei Weitem nicht der einzige Charakter, es tauchen eine Fülle an Nebencharakteren auf. Durch sie sieht man die menschliche Seite des Stromausfalls und nicht nur die der Ermittler, die ein Notstromaggregat zur Verfügung haben. Dadurch wird die gesamte Szenerie um einiges plastischer. So springt die Geschichte munter zwischen Den Haag, Brüssel, Berlin und anderen Städten hin und her, so dass die Abschnitte mitunter sehr kurz waren. Doch so konnte die Zeitlinie gut dargestellt werden und durch die Überschriften, war der Leser stets im Klaren darüber, wo sich der aktuelle Abschnitt abspielt. Ein Kapitel stellt dabei die Ereignisse eines Tages dar. Jedoch musste ich mich erst in diese kurzen Abschnitte hineinfinden, in denen plötzlich so viele Personen auftauchten, doch die Struktur und damit auch die wichtigen Personen haben sich sehr schnell herauskristallisiert.
Mit 800 Seiten ist das Buch recht lang, doch erstreckt sich der Stromausfall auch über einige Zeit. Das Buch ist an keiner Stelle langweilig oder langatmig gewesen, stattdessen wurde es je weiter der Strom wegblieb dramatischer und spannender. Gegen Ende hat man leider wenig Details über die Ermittlungsarbeit erfahren, dafür waren die Abschnitte zu kurz. Mir hat an dieser Stelle noch etwas Ausführlichkeit gefehlt, so kam das Finale auch irgendwie recht plötzlich. Dennoch ist alles plausibel und nachvollziehbar und vor allem spannend.

Fazit: Blackout ist ein überaus gelungener Thriller, da er das Szenario überaus realistisch darstellt, was nur durch eine gute Recherchearbeit möglich ist. Für mich macht dieses Szenario sogar einen so realistischen Eindruck, dass ich lieber heute als morgen mir einen Ofen, samt Holzvorrat und eine gut bestückte Vorratskammer zulegen möchte, denn das Buch führt dem Leser eindrucksvoll vor Augen, auf was er alles verzichten muss, sollte der Strom in einem solch großen Gebiet über längere Zeit ausfallen…