Rezension

Ein erschütternder Erfahrungsbericht

Sie nannten mich 'Es' - Dave Pelzer

Sie nannten mich 'Es'
von Dave Pelzer

Bewertet mit 3.5 Sternen

Heute lebt Dave Pelzer mit seiner Familie in Südkalifornien. Nachdem er jahrelang für die U.S. Air Force tätig war, engagiert er sich heute als amerikanischer Schriftsteller für Kinderhilfsorganisationen.

Doch schon in den 70er Jahren wurde sein Name bekannt. Als 12-Jähriger machte Pelzer als Opfer der drittschwersten Kindesmisshandlung, die bis dahin in Kalifornien gemeldet wurde, Schlagzeilen.

In „Sie nannten mich „Es“ erinnert sich der Autor an seine Kindheit. Die ersten Jahre waren geprägt von einem harmonischen Miteinander, von einem beschützenden Vater und einer liebevollen Mutter, die ihren Kindern ein behütetes Zuhause geben wollten. Doch im Laufe der Jahre geriet das Verhalten seiner Mutter außer Kontrolle. Während seine beiden Brüder weiterhin aufopfernd umsorgt wurden, misshandelte sie Dave zu jeder Gelegenheit, die sich ihr bot. In grausamen „Spielchen“ quälte sie ihn körperlich und psychisch und testete Tag für Tag ihre und seine Grenzen weiter aus. Er wurde gezwungen Kot und Erbrochenes zu essen, Chemikalien zu trinken, unter dem Bett auf Zeitungspapier zu schlafen und stundenlang im eiskalten Wasser in der Badewanne zu liegen.  Mit Essensentzug und Schlägen peinigte sie ihn jahrelang und tötete ihn beinahe, als sie ihm ein Messer in den Bauch rammte. Sein Vater sah weg, zuckte mit den Schultern und ließ es geschehen.

Halb verhungert bettelte er auf dem Schulweg nach Brot. Seinen von blauen Flecken übersäten Körper erklärte seine Mutter mit Stürzen und Missgeschicken des Kindes. Weder Mitschüler noch Nachbarn oder Lehrer wurden misstrauisch. Stattdessen wurde die Schikane auch außerhalb der Wohnung fortgeführt.

Erst Jahre später wurde das Schulpersonal tätig. Es alarmierte die Polizei und Dave wurde in die Obhut des Jugendamts übergeben. Für ihn begann ein neuer Lebensabschnitt – als freier Mensch, der über sich selbst bestimmten konnte. Er gründete eine eigene Familie, bekam einen Sohn und akzeptierte seine Vergangenheit als einen Teil von sich.

Heute wird viel über Kindesmisshandlung gesprochen. Immer wieder werden neue Fälle bekannt, über die in den Medien berichtet wird. Doch in den 70er Jahren war das noch anders. Dave Pelzer geht es nicht darum, Ursachen für das Fehlverhalten seiner Mutter zu finden. Er hinterfragt ihre sadistischen Handlungen nicht, forscht nicht in ihrer Vergangenheit oder bietet Erklärungen für ihre Aggressionen. Stattdessen macht er auf die Opfer aufmerksam und ermutigte mit seiner Arbeit dazu, nicht wegzusehen, auf Hinweise zu achten und aktiv zu werden, um gegen Misshandlung an Kindern vorzugehen.

Es ist ein erschütternder Erfahrungsbericht, der gleichzeitig Mut macht. Denn trotz der jahrelangen Folter hat der Autor einen Weg gefunden, ein glückliches Leben zu führen.

Kommentare

moni13 kommentierte am 13. Oktober 2013 um 19:23

dieses Buch habe ich auch gelesen und es ist unvorstellbar, was Menschen anderen antun.

Es ging mir so nahe, dass ich nachts nicht schlafen konnte, da es ja keine erfundene Geschichte ist.

Anja H. kommentierte am 02. November 2013 um 12:37

Fand dieses Buch auch sehr bewegend. Sollte man gelesen haben ;)