Rezension

Ein erstklassiger Masterton

Das Atmen der Bestie - Graham Masterton

Das Atmen der Bestie
von Graham Masterton

Bewertet mit 5 Sternen

John Hyatt ist Beamter im Gesundheitsamt. Als ihn eines Tages Seymour Willis aufsucht und ihm erzählt, sein Haus würde atmen, glaubt er zunächst, einen irren, alten Mann vor sich zu haben. Schließlich wäre es nicht das erste Mal, dass jemand merkwürdige Dinge in seinem Haus dem Gesundheitsamt meldet. Eigentlich möchte er dieser Sache gar nicht weiter nachgehen, aber ein Kollege, der hinter diesem Atmen mehr vermutet als ein undichtes Fenster, überredet John zu einem Besuch des Hauses nach Feierabend.Schnell stellt sich heraus, dass Seymour recht hat. Man beschließt, der Sache auf den Grund zu gehen, ohne zu ahnen, mit welchen Mächten man fortan zu kämpfen haben wird. Das Unheil nimmt seinen Lauf und ist nicht mehr zu stoppen.
 
Sehr lange Zeit hat der deutsche Buchmarkt keine Romane von Graham Masterton mehr gesehen. Umso erfreulicher ist es, das der FESTA-Verlag nun damit begonnen hat, diese unschöne Marktlücke wieder zu schließen. 
Mit “Das Atmen der Bestie” kehrt Graham Masterton in die deutschen Buchregale zurück und läßt den guten alten Gruselhorror wieder aufleben.
 
Masterton setzt in seinen Romanen nicht auf Ekel und Splatter, sondern auf Gänsehaut und Unbehagen.   
Sicherlich beherrscht auch er die Kunst, Leute in seinen Romanen abzuschlachten. Allerdings ist die Art und Weise, wie er das tut, nicht vergleichbar mit modernen Autoren, die derzeit den Markt erobern. 
Dabei sollte man auch berücksichtigen, dass “Das Atmen der Bestie” bereits 1978 unter dem Titel “Charnel House” als eines seiner ersten Werke erschien. Für die damalige Zeit war das Vorkommen von Fleischwunden und abgetrennten Gliedmaßen bereits eine sehr gewagte Sache. Die blutigen Szenen dürften zumindest für Neueinsteiger im Horrorgenre immer noch brutal genug sein. 
Das frühe Erscheinungsdatum des Originaltitels erklärt dann auch jegliches Fehlen von Handys und Computertechnologien. Es soll tatsächlich vorgekommen sein, dass der eine oder andere Leser es unlogisch fand, dass niemand mit dem Handy Hilfe gerufen hatte. So viel dann also dazu.
 
Wie auch in einigen seiner älteren Romane (z.B. “Der Manitou”), bedient Graham Masterton sich der enormen Vielfalt der indianischen Mythologie und Dämonologie.
Dabei erfährt der Leser wieder viel Wissenswertes über Dämonen und Rituale, die z.T. auch heute noch einen wichtigen Bestandteil indianischer Kulturen und Legenden darstellen. Dieses sorgfältig recherchierte Wissen baut Masterton auch dieses Mal wieder gekonnt in seine Story ein. 
Einigen Lesern dürfte das Auftauchen älterer Indianer, die helfen, den Dämonen zu bezwingen, evtl. bekannt vorkommen. Ich persönlich liebe diese Figuren, trotz ihrer streng betrachet äußerst albernen Namen.  
 
Die erste Gänsehaut verpasst der Autor dem Leser übrigens bereits in einem Vorwort. Dort erwähnt er eine unerklärliche Pechsträhne, die ihn beim Schreiben des Manuskriptes verfolgt hatte. Dieser Schachzug hat, zumindest bei mir, seinen Effekt nicht verfehlt, und ich begann die Lektüre mit einer anständigen Basisgänsepelle.
 
Weiter geht es dann mit einer temporeichen, unkomplizierten Story, leicht oberflächlichen Charakteren und einem winzigen Hauch Humor, der ab und zu durchsickert. Das Ganze wird gekrönt von einer wirklich gruseligen Manifestation des dämonischen Bösen. Insgesamt haben wir hier also einen soliden, aber nicht besonders anspruchsvollen Horrorschmöker vor uns.
 
Wenn dies auch nicht Masterton’s stärkster Roman von allen war, habe ich dennoch jede Seite genossen und mehr oder weniger eingesaugt wie kostbaren Sauerstoff, denn es ist wirklich lange her, dass ich zuletzt einen Roman von ihm lesen durfte. Leider sind viele der älteren Werke nur noch schwer zu bekommen, was mich aber nicht davon abhält, es zumindest zu versuchen. 
 
Fazit:
 
Mit “Das Atmen der Bestie”  hat sich für mich ein lange gehegter Wunsch erfüllt -  Endlich wieder ein deutschsprachiger Masteron, den ich noch nicht kannte, in meinen hocherfreuten Händen. Wer auf Gänsehaut und bitterböse Dämonen steht und gerne auf das langatmige Gefasel überzogener Charaktere verzichtet, sollte sich unbedingt mal einen Masterton genehmigen.