Rezension

Ein etwas anderer Roman

Dustlands - Die Entführung - Moira Young

Dustlands - Die Entführung
von Moira Young

Bewertet mit 4 Sternen

Um ehrlich zu sein, bin ich auf Dustlands – Die Entführung erst aufmerksam geworden, als vor Kurzem der zweite Teil erschien. Doch dann wanderte er sofort auf meine Wunschliste und wurde gleich nach seinem Einzug in mein Bücherregal verschlungen.
Das Buch ist in vielerlei Hinsicht ein Roman, der sich von anderen abheben kann.
Zunächst ist da einmal der Schreibstil der Autorin. Es gibt keine Anführungszeichen, die die wörtliche Rede markieren. Und manche Worte sind immer abgekürzt: „Ich find; übern See“ und so weiter. Anfangs hatte ich damit ein paar Probleme, doch ich konnte mich dann erstaunlich schnell daran gewöhnen und später ist es mir gar nicht mehr aufgefallen. Ganz hinten auf dem Umschlag hat die Autorin geschrieben, dass sie durch diese Schreibweise die Umstände der Protagonistin authentischer darstellen wollte und meiner Meinung nach ist ihr das gut gelungen.
Denn diese Protagonistin ist das zweite Außergewöhnliche an dem Buch. Saba ist 18 und lebt in einer Welt, die in der Zukunft spielt. Seit ihre Mutter gestorben ist, lebt sie mit ihrem Zwillingsbruder Lugh, ihrer kleinen Schwester Emmi und ihrem Vater praktisch isoliert am Silverlake.
Saba als stur zu bezeichnen, wäre untertrieben. Sie ist keine typische Protagonistin. Sie tut viele Dinge, die falsch sind, doch dadurch wirkte sie auf mich nur noch authentischer. Moira Young hat es geschafft, mir Verständnis für Saba abzuringen, das ich für andere Figuren nicht unbedingt gehabt hätte. Sie ist dickköpfig, schafft es andauernd, Leute vor den Kopf zu stoßen und ist ziemlich gehässig zu ihrer kleinen Schwester.
Überhaupt war mir dieses ganze Geschwister-Verhältnis anfangs schleierhaft. So wie Saba ihren Zwillingsbruder Lugh beschreibt – man könnte schon fast sagen: anhimmelt – könnte man eher meinen, dass sie ein Liebespaar anstatt Geschwister sind. Für Saba bedeutet Lugh alles und sie selber ist nichts. Und dann ist da noch ihre kleine Schwester Emmi, bei deren Geburt Sabas Mutter gestorben ist. Aus diesem Grund hasst Saba Emmi und ist ziemlich gemein zu ihr.
Doch als eines Tages in schwarz vermummte Männer kommen, Sabas Vater erschießen und Lugh entführen, sind Saba und Emmi auf sich gestellt. Eine spannende und oft harte Reise beginnt.
Im Laufe des Buches macht Saba eine wahnsinnige Entwicklung durch. In vielen Situationen beweist sie ihren Mut und ihre Stärke.
Auch die Welt, in der sie leben, ist sehr eindrucksvoll. Was ich etwas vermisst habe, sind ein paar Erklärungen, warum diese Welt so ist, wie sie ist. Es ist offensichtlich, dass irgendwas passiert sein muss. Vermutlich sind das alles Folgen der Klimakatastrophe. Wir Menschen zur jetzigen Zeit werden „Abwracker“ genannt und unsere Städte sind verlassen und verwildert. Es scheint zu Sabas Zeit viel weniger Menschen zu geben und Technik gibt es auch nicht mehr wirklich. Leider klärt die Autorin uns (noch?) nicht über die Umstände auf. Ich hoffe, im zweiten Teil mehr zu erfahren. 
Fazit:
 
Insgesamt war das Buch ein Abenteuer für mich, das bis zur letzten Seite voller Spannung war. Auch wenn Saba eine sehr eigenwillige Protagonistin war, konnte ich ihre guten Seiten entdecken und sie in mein Herz schließen. Es gab zwar keinen richtigen Cliffhanger, doch ich bin sehr gespannt, was mich in Band 2 erwartet.