Rezension

Ein Familiengeheimnis-Roman

Träume in Meeresgrün - Miriam Covi

Träume in Meeresgrün
von Miriam Covi

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kanada, endlose Wälder, unberührte Seen und Natur pur, das klang verlockend und so stimmte Amelie Ludwig dem Familienurlaub in Nova Scotia vor Wochen zu, als ihr Vater sie fragte. Sie selbst hätte sich so einen Urlaub gar nicht leisten können. Ein Nein kam halt nicht in Frage, auch wenn der Freund ihrer Schwester ebenfalls mitkam. Lars, mit dem sie einige Jahr ein einer Firma arbeitete und mehr als nur verliebt in ihn war. Lunenburg hieß der Ort, in dem sie mit ihrer Schwester Nele, Lars und Vater einen Urlaub gemeinsam verbringen würde.
Schon der erste Blick auf das Haus ließ Amelie den Atem stocken. Meeresgrün.
Genau wie der Anhänger, der dort seit Jahren nicht mehr war. Der erste Auftritt der Hausverwalterin löst Rätsel auf, denn sie fragt Otto Ludwig, ob er schon einmal hier war. Doch dieser verneint. Schon am nächsten frühen Morgen hat Amelie eine sonderbare Begegnung. Amelie besaß eine Eigenschaft, ihre Probleme bzw. Gedanken frei zu laufen und dabei traf sie im Coffee Shop auf einen Mann, wo sie im ersten Moment vermutete, ihren Vater gesehen zu haben. Doch das dem über Nacht ein Bart gewachsen war, sehr unwahrscheinlich.
Nun könnte man meinen, alle Rätsel lösen sich von selbst. Doch dann wäre die Geschichte ja schnell beendet.
Probleme gibt es in jeder Familie und Harmonie auf höchster Ebene, sehr unwahrscheinlich. Und es gibt Dinge, die einen Menschen über Jahre hinweg belasten. Dies bezieht sich hier auf Amelie, die jetzt noch, Jahre nach dem Tod ihrer Mutter, darunter leidet. Aber auch Vater Otto ist nicht ohne. Denn warum ausgerechnet hatte er den Ort Lunenburg für den Urlaub herausgesucht? Lange wiegelt er alles ab, immer heißt es ... später erkläre ich euch alles.
Mit ins Spiel kommt Callum mit seinem bärigen Hund Skipper. Zwischen Amelie und Callum entsteht ein zartes Band, mehr als Freundschaft?! Oder will Amelie dies nicht zulassen, weil sie immer noch in Lars verliebt ist. Es ist alles verzwickt. Auch die Beziehung zwischen Nele und Lars kommt auf den Prüfstand.
Mit dem Ort Lunenburg hat die Autorin ein tolles Setting gewählt. Als ich meiner Freundin, die in Nova Scotia lebt, davon schrieb, sagte sie nur, es ist mit einer der zauberhaftesten Orte, die sie je kennengelernt hat.
Wer mag der schaue sich die wirklich tollen Bilder im Netz an. Lunenburg gehört zum UNESCO Weltkulturerbe. Und das heißt wirklich was. Ebenfalls die Geschichte um den Ort, den Namen, seinem Handwerk, das hat die Autorin mit in die Handlung einfließen lassen.
Miriam Covi ist mir als Autorin nicht unbekannt. Dies ist jetzt der dritte Roman, den ich von ihr gelesen habe. Und auch mit dieser Geschichte hat sie mich begeistert. So alte Familiengeheimnisse eignen sich doch immer gut, daraus eine gute Story zu schreiben.
Die authentischen und (fast alle) sympathischen Charaktere sind sehr gut dargestellt. Ebenso wie die Nebencharaktere. Man hat ja für vieles Verständnis, als die Familiengeschichte sich Stück für Stück lüftet. Obwohl Amelie eine nette Protagonistin ist, zeitweise ging sie mir dann mit ihren inneren Zweifel ziemlich auf den Zeiger. Auch ihr Hin und Her was Lars betraf, war mir teilweise zu übertrieben.
Einmal mehr beweist Miriam Covi, dass sie eine Geschichte interessant schreiben, sondern dem ganzen auch viel Leben einhauchen kann. Für die eine oder andere Überraschung wird ebenfalls gesorgt.
Insgesamt gesehen ist es dennoch eine Wohlfühl-Sommerlektüre, die einerseits berührt und durch das Setting ganz viel Urlaubsfeeling vermittelt. Ich habe mich wunderbar unterhalten gefühlt.