Rezension

Ein fantasievoll erzählter, packender Roman

Der unsichtbare Freund, 3 Audio-CD, MP3 - Stephen Chbosky

Der unsichtbare Freund, 3 Audio-CD, MP3
von Stephen Chbosky

Bewertet mit 4 Sternen

Kate und ihr siebenjähriger Sohn Christopher fliehen in einer Nacht- und Nebelaktion vor dem gewalttätigen Lebensgefährten und tauchen in dem abgelegenen Örtchen Mill Grove unter. Der Junge hat es zunächst schwer in der Schule, zumal er unter einer Form von Legasthenie leidet, doch eines Tages hört er Stimmen und folgt ihnen in den umliegenden Missionswald. 6 Tage bleibt er verschwunden und als er schließlich gefunden wird, ist er verändert. Seine Leseschwäche ist passé, ihn plagen immer wieder Kopfschmerzen und er ist besessen davon im Wald ein Baumhaus zu bauen – ein Auftrag, den ihm der »nette Mann« erteilt hat und von dem das Leben aller Einwohner von Mill Grove abhängt.

»Der unsichtbare Freund« von Stephen Chbosky ist ein ungewöhnlicher Roman, den man nur schwer einem bestimmten Genre zuordnen kann. Es ist eine düstere, fantasievolle und atmosphärische Geschichte, die Fantasy-, Horror und Thrillerelemente beinhaltet und trotz ihrer Länge (Ungekürzte Lesung ca. 22h 49 min) konstant zu fesseln weiß. David Nathan macht einen gewohnt fantastischen Job, an dem es absolut nichts zu bemängeln gibt.

Die Geschichte wird langsam erzählt, die Spannung Stück für Stück aufgebaut und die Figuren recht detailliert gezeichnet. Zusammen mit dem Setting (eine Kleinstadt mit ihren vielschichtigen Einwohnern umgeben von Wäldern) erinnert Chboskys Roman in den Grundzügen stark an einen King – zumal er sich hier ebenfalls dem klassischen Thema des Kampfes Gut gegen Böse widmet. Also spielt natürlich auch der Glaube hier eine große Rolle. Doch es geht um weit mehr als nur die Religion – vielmehr geht es hier um Versuchungen, Manipulationen und den täglichen Kampf jedes Einzelnen für das Gute, das Richtige, einzustehen, auch wenn es schwerfällt oder gar unmöglich scheint. Freundschaft, Liebe und Vertrauen sind ebenso zentrale Themen wie Misshandlung, Mobbing und Schuld. Chbosky macht deutlich, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt, der äußere Schein oft trügen kann und dass es manchmal unumgänglich ist, Opfer zu bringen, damit Gutes wachsen kann.

»Wer im Namen Gottes tötet, dient dem Teufel.«

Und so ist dieser Roman ein großes Puzzle, das es geduldig zusammenzusetzen gilt, damit sich am Ende das vollständige Bild offenbaren kann. Es fügt sich jedes Teil passend ein, auch wenn man auf dem Weg ab und an das Gefühl hatte, der Autor hätte sich verzettelt, zu viel gewollt. Von leichten Längen kann sich die Story zwar nicht ganz freisprechen (Chbosky schlägt den Bogen manchmal zu weit) aber es gab auch immer wieder unerwartete Wendungen, die mich schnell zurückholen und fesseln konnten.

Ohne näher auf den Inhalt einzugehen, muss ich an dieser Stelle noch ein paar lobende Worte zu den im wahrsten Sinne des Wortes fantastischen Elementen loswerden. Dieses Buch kann ich mir unglaublich gut auf der Leinwand vorstellen. Was der Autor hier kreiert hat, ist mehr als gelungen. Von den verstörenden Briefkastenmenschen, der zischenden Lady, dem Soldaten bis hin zu den Hirschen – Kopfkino par excellence.

Fazit

Ein fantastischer Roman, der viele Themen aufgreift, sie gekonnt miteinander verknüpft und so spannende Unteraltung von der ersten bis zur letzten Seite, bzw. Minute bietet.

»Ein Ende gab es immer, ob es ein Happy End wurde, hing von jedem selbst ab.«

Kommentare

sphere kommentierte am 14. November 2019 um 14:15

Oh prima, das "hört" (Nathan) sich toll an, merke ich mir! :)

Ich höre gerade Cixin Lius letzten Roman, über 26h, und leider nicht so ein toller Sprecher, das verlangt einiges ab...

yvy kommentierte am 14. November 2019 um 14:41

Ja, so ein Hörbuch steht und fällt oft mit dem Sprecher. ;)