Rezension

Ein Fantasy-Epos für Fans der Autorin

Das Lied der Krähen - Leigh Bardugo

Das Lied der Krähen
von Leigh Bardugo

Bewertet mit 4 Sternen

★★★★

In der Hafenstadt Ketterdam ist Kaz der Anführer der Dregs. Als er jedoch den lukrativen Auftrag erhält, einen Wissenschaftler aus dem bestbewachten Gefängnis zu befreien, schart er fünf (neue) Helfer um sich, die alle besondere Fähigkeiten haben, sich aber auch erst mal aneinander gewöhnen müssen. Gemeinsam sind sie die Krähen.

 

Es kommen doch recht viele Begriffe vor, die einer Erklärung bedurft hätten oder bedürfen. Manche kann ich mir als Erwachsene zusammenreimen, aber ob Jugendliche das können, wage ich zu bezweifeln. Dass der Schnitter der Tod ist, weiß selbst ich nur deshalb, weil ich gerne klassische Bücher gelesen habe. Das macht heute ja kaum noch ein Jugendlicher. Wer aber die vorherigen Bücher der Autorin kennt, wird sich leichter in diese Welt einfinden können, da diese Reihe eine Art Spin-off bildet zur Welt der Grischa. Dennoch können beide Reihen völlig unabhängig voneinander gelesen werden.

 

Die Stimmung ist durchweg düster. Da fällt es zwischendurch wirklich schwer, dranzubleiben. Die Einführung in die Welt der „Krähen“ und warum sie wie genau so zusammenfinden, um ihren ganz speziellen Auftrag auszuführen, ist teils sehr zähflüssig. Für echte Fantasyfans mag das weniger stark zu Buche schlagen. Ich mag lieber Fantasy in der Art vom „Blackthorne Code“ und „Percy Jackson“, stelle ich gerade fest. Dennoch hat „Das Lied der Krähen“ einen ganz eigenen Charme und ich vermute, nein: ich bin mir sehr sicher, dass die Fortsetzungen eine ganz andere Qualität haben werden, wenn die mit dem ersten Band aufgebaute Welt erst so richtig belebt und gefüllt werden kann.

 

Die Figuren sind fantasievoll und interessant gestaltet. Durch deren Vorstellung und Einblicke in ihre Vorleben bleibt teils die Handlung stehen. Die fremden Ortstnamen und Wörter muss man sich aneignen, um nicht immer wieder darüber zu stolpern, doch das ist bei Fantasy nie anders. Eine Nebenher-Lektüre kann und will Fantasy ja auch gar nicht sein, weder als Print noch als Hörbuch. Mir fehlt nur leider eine Bindung zu wenigstens einer der Figuren. Ich habe das Hörbuch interessiert angehört, aber ich blieb immer einen Schritt weiter zurück, als ich das gern möchte. Das liegt auch mit daran, dass es keine Ich-Perspektive gibt und alles von einem Erzähler kommt, nichts von einer der Figuren direkt. So ist die Distanz größer und das stört mich persönlich dann zusätzlich.

 

Dennoch ist „Das Lied der Krähen“ ein Fantasy-Roman-Auftakt, der Potenzial für viele Folgebände bietet. Die Figuren sind keine Kids mehr und noch nicht ganz erwachsen und haben dadurch schon in sich mehr Möglichkeiten, sich interessant für Jugendliche zu entwickeln.

 

Frank Stieren liest das Hörbuch sehr gut ein, auch wenn ich der Meinung bin, dass er sich an einigen Stellen zu sehr zurückgehalten hat und da mehr hätte einbringen können. Als Fazit bleiben dreieinhalb Sterne für 999 Minuten Hörgenuss, die ich auf vier aufrunde. Bleibt abzuwarten, ob meine Erwartungen an die Folgebände erfüllt werden!

★★★★ (ړײ)¸¸.•´¯`»