Ein faszinierender Ausflug in das 17. Jahrhundert und die Anfänge der modernen Rechtsmedizin
Tore Renberg hat es geschafft den Fall Anna Voigt spannend und unterhaltsam in seinem ersten historischen Buch zu erzählen - weit entfernt von einem sturen und langweiligen Herunterbrechen von Fakten und historischen Ereignissen.
Ja, das Buch ist recht lang und an manchen Stellen zieht es sich für mich auch ein bisschen, deshalb auch der eine Stern Abzug. Ich bereue aber keine Sekunde, die ich mit diesem Buch verbracht habe.
Was dieses Buch so sehr von anderen historischen Romanen hervorhebt ist der Aufbau. Nicht nur bekommt jeder Charakter die Chance mindestens für ein Kapitel die Geschichte aus seiner Perspektive zu erzählen. Man springt immer mal wieder in der Zeit hin und her, ohne dass man davon verwirrt wird.
In diesem Buch trifft der an sich schon sehr spannende Fall der Anna Voigt, die sich des Kindsmordes strafbar gemacht haben soll in einer Zeit, die von Gewalt, Folter und dem Einfluss der Kirche geprägt ist, auf Tore Renbergs Mutmaßungen, was sich hinter Schloss und Tür zugetragen haben könnte und wie sich die Betroffenen gefühlt haben können. Fakt trifft auf Fiktion, ohne die Fakten dabei auszuhöhlen.
Ich war mehr als nur mitgenommen von der Geschichte der Anna Voigt und hatte als Jurastudentin noch ein gesteigertes Interesse an dem Strafprozess des 17. Jahrhunderts.
Als gebürtige Nürnbergerin, hat das Kapitel über Renbergs fast schon magischen Besuch in Nürnberg einen besonderen Platz in meinem Herzen.
Ich kann dieses Buch wirklich jedem empfehlen. Man muss keinerlei Vorwissen mitbringen, es wird einem alles erklärt. Ein Buch über das ich noch lange nachdenken werde.