Rezension

Ein faszinierender und verstörender Einblick in ein abgeschottetes Land.

Stern des Nordens - D. B. John

Stern des Nordens
von D. B. John

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Exkursion ins Königreich der Lügen, ein Besuch mit Folgen. Vor 12 Jahren, 1998, verschwand ein koreanisch-amerikanisches Mädchen in den Ferien am Strand von Südkorea. Die CIA vermutet eine Entführung durch nordkoreanische Agenten. Ihre Zwillingsschwester Jenna lässt sich von der CIA undercover in das kommunistische Regime schicken, um das Schicksal ihrer Schwester aufzuklären. Jenna Williams, Halbkoreanerin, glaubt auch zwölf Jahre nach dem Tod ihrer Zwillingsschwester nicht daran, dass sie ertrunken ist sondern dass sie noch lebt, irgendwo da draußen und gibt den Glauben daran auch 20 Jahre später nicht auf, sie ist fest entschlossen, die Wahrheit über ihre Schwester herauszufinden. Vielleicht erfährt sie dort mehr über das Schicksal ihrer Schwester? D.B. John verwebt meisterhaft zwei weitere Lebensgeschichten mit der Suche nach der Zwillingsschwester und auf undenkliche Weise kreuzen sich die Wege unserer drei Hauptprotagonisten. Moon, eine Bäuerin, findet ein via Ballon über die Grenze gekommenes Paket und eröffnet ein lukratives, aber verbotenes Schwarzmarktgeschäft mit dem wertvollen Inhalt. Für ihre Furchtlosigkeit wird sie von den anderen Frauen bewundert, von der Polizei argwöhnisch beobachtet. Als eine der Marktfrauen verhaftet wird, entwickelt sich Moon in der nordkoreanischen Provinz zur Stimme des Widerstands. Niemand weiß, dass es etwas in ihrer Vergangenheit gibt, das sie mehr quält, als es das Regime je könnte. Die dritte Lebensgeschichte ist die eines hohen Beamten, der zu seinem Schrecken entdeckt, dass er mit einem verurteilten Verräter verwandt ist. Das kann, wenn publik gemacht, sein Todesurteil sein. Der Autor nimmt den Leser mit in die abgeschottete marxistische Monarchie des Kim Jong-il, wo unvorstellbare Dinge geschehen. Ein faszinierender lehrreicher und beängstigend aktueller Blick hinter die Kulissen der Kim-Diktatur. Was ist Fiktion, was ist Fakt. In Nordkorea ist die Wahrheit viel skurriler, als die Fiktion es sich jemals ausdenken könnte. Das größte Thriller-Element in der Geschichte „Stern des Nordens“ ist wohl die grausame, nicht vorstellbare Lebenswelt im kommunistisch geprägten Nordkorea. Eine Geschichte, die viele Menschen erreichen kann; ob politisches Interesse bereits besteht oder nicht und die unser Wissen und unser Verlangen nach Information und Recherche aufflammen lässt. Das Buch ist kein Thriller, sondern das Bild der Gegenwart, informativ, erschütternd und authentisch erzählt, ein realistischer Einblick in politische Düsternis. Kurzum, eine atemberaubend ergreifende Geschichte, die wunderschön geschrieben ist und die ab der ersten Seite fesselt!!!