Rezension

Ein faszinierender vierter Band, in dem die Nebenfiguren viel Raum erhalten haben - die Komplexität dieser Geschichte wurde noch erhöht!

Drachenelfen 04 - Die letzten Eiskrieger - Bernhard Hennen

Drachenelfen 04 - Die letzten Eiskrieger
von Bernhard Hennen

Bewertet mit 5 Sternen

Nachdem der Friedenspakt zwischen Drachen und Devanthar in den Flammen von Selinunt endgültig zu Asche geworden ist, will jeder den ersten Schlag im Kampf um das magische Nangog führen. Aaron schart Krieger aus allen sieben Menschenreichen um sich, während eine kleine Truppe bereits von Albenmark nach Nangog unterwegs ist. Nandalee will nichts mehr mit den Himmelsschlangen zu tun haben, doch Nachtatem bringt sie in den Jadegarten, um dort ihre Kinder zur Welt zu bringen …

Bernhard Hennen hat es mit seiner stilvollen Sprache und der eindringlichen Atmosphäre wieder geschafft, mich von der ersten Seite an tief in seine Welten zu entführen. Anfangs ist da noch der Gedanke: Wow, was für ein Wälzer! Aber während ich die intensiven Bilder, Stimmungen und Gefühle genieße und mitgerissen werde, fliegen die Seiten nur so dahin und mein Lesezeichen wandert immer weiter nach hinten.

Nandalee zerbricht fast an ihrem Verlust – und ich stehe in einem See aus Tränen, weil diese Wunde bei mir wieder aufgerissen ist und blutet. Allein daran merkt man schon, dass mich die Reihe emotional sehr berührt und fordert, was ich meistens liebe, aber manchmal auch hasse. Und leider ist es auch in diesem Band wieder so, dass ich eine meiner Lieblingsfiguren gehen lassen muss. Schrecklich!

Die Entwicklungen sind natürlich auf das Finale ausgerichtet, und doch ist es anders als erwartet, weil den Nebenfiguren viel Platz eingeräumt wird. Zentrale Hauptfiguren wie Nandalee und Aaron tauchen meist nur am Rande auf, dafür wurden andere Charaktere weiter ausgebaut und die Geschichte erhält durch neue Erzählperspektiven noch mehr Facetten.

Nodon ist mir in diesem Band doch sehr ans Herz gewachsen, obwohl ich ihn davor nicht wirklich mochte. Ich finde es ja immer beeindruckend, wenn sich meine Sicht auf eine Figur so sehr ändert, weil ich sie besser kennenlerne. Oft passiert das ja auch nicht. [;)] Aber die Strafe folgte auf dem Fuß, denn nicht nur Nodon musste leiden, sondern auch ich. Und wie! Eine der beiden Szenen, die mich noch lange in meinen Alpträumen verfolgt hat, war auch mit ihm. Und als mir bewusst wurde, wie sehr ich ihn mag, war mein erster Gedanke: Er ist tot! Das kommt also dabei raus, wenn der fiese Autor meine Lieblingsfiguren ständig umbringt …

„Die letzten Eiskrieger“ war für mich eine berührende, tiefgründige und sehr faszinierende Lektüre mit so einigen Überraschungen. Mich hat wieder einmal die Komplexität beeindruckt, nichts passiert „einfach so“ – alles hat eine Bedeutung und ist miteinander verbunden. Die Geschichte ist magisch und manchmal gleichzeitig so verstörend, dass ich völlig geschockt bin und mein Kopfkino am liebsten abstellen würde. Aber es ist wie ein Sog, dem man nicht widerstehen kann und will – ganz egal, was dabei mit einem passiert. Darum bin ich auch schon sehr gespannt auf das Finale!