Rezension

Ein Federkleid aus Charme und Farben

Der Pfau - Isabel Bogdan

Der Pfau
von Isabel Bogdan

Bewertet mit 5 Sternen

Die Kürze ist des Romans Rettung.

In einem beschaulichen Tal mitten im Winter macht eine Gruppe, bestehend aus Bankern, einer Köchin und einer Psychologin, sich auf, einen gewissen Teamgeist zu stärken. Was ein durchgeknallter Pfau schließlich in Gang setzt, mag ein Sozialisationsprozess sein: Zu lernen, Misstrauen und Scham in einen dicken Mantel aus Höflich- und Freundlichkeit zu kleiden.

Es macht so viel Spaß, Bücher zu rezensieren, die man unterirdisch schlecht gefunden hat, denn das gibt einem den seltenen Anlass, sich mal richtig auszulassen und zu schimpfen und zu meckern. Romane gefallen einem aus den unterschiedlichsten Gründen nicht; wenn sie es aber doch tun, dann meist auf eine sehr ähnliche Weise, je nach Geschmack. So empfinde ich das Ganze, andere mögen anders denken, ist ja klar. Der Pfau gehört in die Kategorie ebendieser Romane, die ich gut finde.

Isabel Bogdan erzählt so leicht und frisch, wie man es eigentlich nur von englischsprachigen Romanen kennt, die ins Deutsche übersetzt wurden. Unverschnörkelt und schlicht, von genau der richtigen Kürze, durch die weder zu viel, noch zu wenig verraten wird. Wie macht sie das, zum Teufel?
Ich kann mir allerdings vorstellen, dass gerade diese Schlichtheit, wenn man nicht gerade ein Fan von ihr ist, wie Monotonie wirken kann. Ansichtssache.

Ich bin begeistert von den Figuren, die zunächst vollends in Klischees zu passen scheinen, die man mit der Zeit jedoch allesamt zu mögen beginnt – so liebevoll und ironisch, wie sie dem Leser nähergebracht werden, kein Wunder. Wie den Pfau die Eitelkeit ans Ende treibt, so nützt auch den Menschen diese gar nicht; ist das Federkleid einmal verblasst oder auch gänzlich abgelegt, treten Wesen zu Tage, wie sie wirklich sind. Oder zumindest nahe daran.
Sogar dem Hund wird erzählerisch Anerkennung gezollt, das finde ich unglaublich sympathisch.

Die Handlung ist auf ihre ganz eigene Art spannend, weil Irrungen, Wirrungen und Verworrenheit auch banale Situationen dramatisch aufbauschen. Davon wäre ich normalerweise genervt, hier schaffen es der Charme und die Komik des theatermäßigen Schauspiels, mich in ihren Bann zu ziehen. Die Kürze macht die Würze: Einhundert Seiten mehr und das Ganze hätte albern gewirkt. Die Autorin ist offenbar Meisterin der pointierten Unterhaltung.

Der Pfau gehört in die Kategorie der Bücher, die ich gut finde, und besticht doch durch Eigenarten. Wie die Figuren.