Rezension

Ein feiner Riss...

Schutzzone - Nora Bossong

Schutzzone
von Nora Bossong

Bewertet mit 4 Sternen

Mira Weidner arbeitet für die vereinten Nationen, anfangs in New York, später in Burundi, jetzt in Genf. Bei einer Veranstaltung trifft sie auf Milan, in dessen Familie sie als Kind Anfangs der 90er Jahre gelebt hat. Mira beginnt sich zu erinnern, an die Zeit damals, an die unterschiedlichen Stationen und Aufgaben, mit denen sie für die UNO beschäftigt war.

Erinnerung, das ist ein großes Thema in dem Roman Schutzzone, der deutschen Autorin Nora Bossung. Auf mehreren Zeitebenen und an verschiedenen Orten, sprunghaft, so wie die eigenen Erinnerungen oft kommen und gehen, so  erleben wir Mira, ihren Werdegang, ihre berufliche und ihre höchst private Lebens- und Liebesgeschichte. In oft sehr langen, verschachtelten Sätzen führt Mira Gespräch mit sich selbst. Sehr nah dran ist man ihr und den politischen und persönlichen Schutzzonen, die die Welt rund um Mira und Mira sich selbst einrichten. Mira beginnt ihre Verantwortlichkeit als Diplomatin, als Friedensbotschafterin in dem von Bürgerkrieg zerrütteten Burundi zu hinterfragen. Den zermürbenden Befragungen für die „Wahrheitskommission“ stand das völlig gegensätzliche Leben der Diplomaten in ihren abgeriegelten Unterkünften abseits des Elends gegenüber. Die Faszination an der Krise, nicht am Gräuel, aber an dem Vorsichhertragen hehrer Ideale, das Einmischen, das Helfen wollen wird gegen Desillusionierung und Ohnmächtigkeit ausgespielt. Alles an diesem Buch ist ambivalent. Mira, Milan, der burundische General, mit dem Mira immer wieder in Kontakt geriet.

Wie weit kann man eingreifen von außen ohne sich selbst schuldig zu manchen? „Da geht ein Riss durch den feinen Stoff“, sagt Mira irgendwann zu Milan. Das hat mich sehr berührt.