Rezension

Ein fesselnder Jugendthriller in einer brandaktuellen Thematik

Erebos - Ursula Poznanski

Erebos
von Ursula Poznanski

Bewertet mit 4 Sternen

Eine fesselnde und authentische Geschichte, sprachlich ausgereift und flüssig erzählt. Ein Jugendthriller mit einer brandaktuellen Thematik. Dies wird ganz bestimmt nicht der einzige Poznanski-Titel bleiben!

Dieses Buch hatte ich letztes Jahr beim Schrottwichteln erhalten und lag Sage und Schreibe 1 Jahr auf meinem Nachtkästchen. Nun endlich hatte ich es geschafft in die Hand zu nehmen. Der Name Ursula Poznanski ist mir bereits bekannt, jedoch hatte ich noch keinen Titel von ihr gelesen.

 

Coverbild

 

Auf einem roten Hintergrund, mit künstlichen Rissen und Abwetzungen versehen, blickt einem ein einzelnes Auge in schwarzer Farbe entgegen. Die Buchstaben des Titels sind in typischer Stempelschrift in großen Lettern platziert. Das Cover vermittelt schon gut das Genre des Thrillers.

 

Handlung

 

Ein geheimes Computer-Spiel namens Erebos kursiert auf dem Schulhof und immer mehr Klassenkameraden fangen an, sich komisch zu verhalten oder sogar tageweise zu verschwinden. Auch Nicks bester Freund Colin verhält sich ihm gegenüber plötzlich ganz anders und die Freundschaft beginnt zu zerbröckeln. Um dem ganzen auf die Spur zu kommen und die Freundschaft zu retten, versucht Nick an das Computer-Spiel heranzukommen. Doch auch Nick kann sich dem Sog des Spiels nicht entziehen und plötzlich ist das Spiel nicht nur mehr Virtual Reality, sondern wird zur Realität im Leben der Schüler.

 

Buchlayout / Haptik

 

Das Taschenbuch ist eher schlicht. Die 485 Seiten werden in 35 Kapitel eingeteilt, die jedoch nur mit der Kapitelzahl optisch abgesetzt werden. Die Kapitel an sich haben eine angenehme Länge und teilen die Geschichte in sinnvolle Abschnitte ein.

 

Idee / Plot

 

Wann wird die virtuelle Spielwelt zur Realität im Alltag? Auch wenn Ursula Poznanski diese Thematik hier in einer überspitzten Form näher bringt, ist dieses Thema so topaktuell. Inwieweit hat uns die virtuelle Realität im Griff und würde uns verleiten Dinge zu tun, die wir eigentlich nicht möchten? Nur um “dabei zu sein”? Was ist mit den viralen Phänomenen auf dem Schulhof, wie die Gruselbilder “Momo”, bei dem die Kinder Albträume bekommen, obwohl es eigentlich nur eine Plastikfigur ist, aber trotzdem die Schüler auf dem Pausenhof damit prahlen es auf ihrem Handy gespeichert zu haben. Oder das Spiel “Fortnite”, bei dem jedes 5 jährige Kind schon die komischen Tänze (Zahnseide, Looser-Tanz) tanzen kann. Wo ist die Grenze zwischen Spaß und Ernst?

 

Emotionen / Protagonisten

 

Nick ist ein ganz normaler Junge, der die Freundschaft zu seinem besten Kumpel nicht verlieren möchte. Zunächst geht er vernünftig an die Sache ran, und möchte dem Geheimnis auf die Spur kommen, doch um so mehr er sich in den Sog des Spiels begibt, entwickelt auch er den Ehrgeiz in der virtuellen Gemeinschaft anerkannt zu werden. Doch das Spiel zieht ihn immer mehr in die Spirale, der er sich einfach nicht entziehen kann. Aber ein kleiner Funke Skepsis bleibt ihm erhalten und plötzlich merkt er, wie gefährlich Erebos ist. Für mich ist er ein tougher und reflektierter Junge.

 

Handlungsaufbau / Spannungsbogen

 

Gerade der langsame Aufbau der Handlung, wie Nick in das Spiel verwickelt wird und erst langsam den Ernst der Lage erkennt, hat mir gut gefallen. Die Spannung steigt leicht aber stetig an. Trotz der über 400 Seiten ist der Handlungsaufbau ausgewogen, der Spannungsbogen erfährt in der Mitte und am Ende einen Höhepunkt und lässt den Leser durchweg an das Buch fesseln.

 

Szenerie / Setting

 

Das Setting eines Schulhofes ist für diese Thematik absolut passend. Denn gerade Kinder lassen sich leichter manipulieren als Erwachsene. Mich erinnert es auch stark an das Buch “Die Welle” von Morton Rhue.

 

Sprache / Schreibstil

 

Sprachlich gefällt mir Ursula Poznanskis Stil sehr gut. Er ist dem Genre und der Zielgruppe entsprechend richtig eingesetzt. Wir erleben die Geschichte aus Nicks Perspektive als auktorialer Erzähler im Präsens ohne unnötige Wiederholungen oder ausschweifenden Erzählungen.