Rezension

Ein fesselnder Thriller, wortgewandt geschrieben, vor einer bezaubernden Kulisse

Im grausamen Licht der Sonne - Nalini Singh

Im grausamen Licht der Sonne
von Nalini Singh

Bewertet mit 4 Sternen

Nalini Singh ist mir durchaus ein Begriff, dennoch ist „Im grausamen Licht der Sonne“ mein erstes Buch von ihr. Der Klappentext hat mich angesprochen und da ich gerne Thriller lese, bin ich neugierig geworden.
Der Schreibstil der Autorin hat mir unheimlich gut gefallen. Sie schreibt wortgewandt und locker-leicht, sodass man nach den ersten paar Seiten direkt in die Story eintaucht. Dabei hat sie ein Händchen dafür, die Orte detailreich und bildgewaltig zu beschreiben, sodass man als Leser das Gefühl hat, am Ort des Geschehens dabei zu sein.
Der Thriller wird abwechselnd aus der Sicht von Ana, die eigentlich Anahera heißt, und dem Polizisten Will erzählt.
Ana hat einen herben Verlust erfahren. Nach einer glanzvollen Karriere in London, kehrt sie in ihre Heimat Golden Cove zurück, das am anderen Ende der Welt liegt. Dort scheint sich nicht viel verändert zu haben. Aber es gibt nun einen Polizisten im Ort, mit dem sie schon auf der Hinfahrt Bekanntschaft macht. Will kämpft ebenfalls mit seiner Vergangenheit und möchte in Golden Cove einen Neustart versuchen.
Plötzlich verschwindet ein junges Mädchen – eine aufwändige Suche wird organisiert und Will beginnt mit seinen Ermittlungen. An seiner Seite Ana, die er um Hilfe bittet, da die Bewohner des Ortes sich Fremden nicht gerne offenbaren.
Schaffen sie es, das Mädchen lebend zu finden?
Die Spannung wird Stück für Stück aufgebaut, als die Bewohner ihre Geheimnisse nach und nach preisgeben. Bereits in der Vergangenheit sind drei Menschen verschwunden, die nie mehr wieder auftauchten. Nalini Singh verwischt hier geschickt Ereignisse aus der Vergangenheit mit denen der Gegenwart und plötzlich hat der Leser einige Verdächtige auf dem Schirm, von denen nicht nur einer ein gutes Motiv gehabt hätte.
Die Charaktere haben Ecken und Kanten und wurden von der Autorin hervorragend herausgearbeitet. Einige sind sympathisch, andere hingegen geben sich unnahbar, geheimnisvoll und lassen nur sehr ungern einen Blick hinter ihre Fassade zu.
Sowohl Will als auch Ana haben herbe Schicksalsschläge erlebt und sich doch nicht unterkriegen lassen. Im Lauf der Ermittlungen fühlen sich die beiden zueinander hingezogen, wobei ich schon ein bisschen das Knistern zwischen Will und Ana vermisst habe. Hier hätte ich mir etwas mehr Intensität gewünscht, denn diese hätte das Dahinplätschern der Story nach dem Verschwinden des jungen Mädchens ausgleichen können. Außerdem wird die Vergangenheit von Will und Ana immer wieder kurz angerissen, aber ich hatte als Leser das Gefühl, dass da noch etwas fehlt.
Gegen Ende nimmt der Thriller an Intensität deutlich zu und auch die Auflösung als solche hatte ich nicht von Beginn an auf dem Schirm. Das hat die Autorin wirklich gut gemacht. Trotz kleiner Schwächen hat mich dieser Thriller gefesselt.

Fazit:
Ein solider, unterhaltsamer Thriller, der mit einem wortgewandten Schreibstil und der bezaubernden Kulisse Neuseelands besticht. Von mir gibt’s eine Leseempfehlung.