Rezension

Ein fesselnder, tiefgründiger Thriller aus der Unterwelt Koreas

Die Plotter - Un-Su Kim

Die Plotter
von Un-Su Kim

~~Un Su Kim – Die Plotter
"Die Zeit hatte es nun einmal an sich, dass sie sich im Kreis drehte und einen prompt in den Arsch biss." Seite 42
Der Koreaner Un Su Kim hat in seinem ersten Thriller „Die Plotter“ ein ausgeklügeltes System entworfen, in dem Auftragsmorde organisiert werden. Die Plotter sind die Planer und Organisatoren von überwiegend politischen Morden, die Killer sind diesen untergeordnet (jederzeit ersetzbar/eliminierbar) und führen die Morde aus. Ich gehe davon aus, dass dies fiktiv ist, ganz sicher bin ich mir allerdings nicht… Zumindest den Begriff „Plotter“ konnte ich in ähnlichem Zusammenhang nicht finden, was aber nicht heißt, dass es eine solche Organisation nicht tatsächlich gibt. Der Autor ist sehr überzeugend!
Raeseng wurde als Baby in einer Mülltonne entsorgt. Der Bibliothekar Old Raccoon nimmt den Jungen in seiner alten Bibliothek auf. Doch er ist ein Plotter und die Bibliothek geheimer Dreh-und Angelpunkt etlicher Auftragsmörder. Unweigerlich wächst auch Raeseng zu einem Killer heran. Als solcher darf er keinen Fehler machen, denn die Auftraggeber gehen nicht zimperlich mit Leuten wie ihm um. Raeseng hat jedoch ein weiches Herz und als er eines Tages Milde walten lässt und vom vorgegebenen Plan abweicht, gerät er auf die Todesliste.
Mit den ersten Seiten landet man gleich mitten im Geschehen, was einen rasanten Thriller erwarten lässt. Mit der Vermutung liegt man aber nicht ganz richtig. Zumindest die erste Hälfte des Buches passiert nicht so arg viel, die Handlung nimmt erst gegen Ende richtig Fahrt auf. Ich fand allerdings auch den ersten Teil sehr interessant, denn man erfährt viel über Raeseng. Er ist nicht zum Killer geboren, nach jedem Mord geht es ihm schlecht und er trinkt tagelang Bier, bis es ihm wieder besser geht. Kurzfristig steigt er sogar aus seinem Killerdasein aus, um in einer Fabrik zu arbeiten. Doch sieht er in der Organisation so etwas wie eine Familie und kehrt zurück.
Damit wirft der Autor die Frage auf, inwieweit der Mensch von den Umständen, in die er hineingeboren wird, geprägt wird. Wie wichtig Vorbilder sind und ob wir überhaupt eine echte Wahl haben. Raeseng wächst in diesem Milieu auf und identifiziert sich auch irgendwo damit. Auch wenn er durchaus seine Zweifel daran hat.

Beeindruckend fand ich die Effektivität und Herzlosigkeit der beschriebenen Organisation. Auftragsmorde sind eine Sache des Marktes. Wenn der Preis stimmt, wird der Auftrag ausgeführt. Nur für Geld wird gemordet. Andererseits wird der Protagonist nicht als eiskalter, gefühlloser Killer dargestellt, sondern als Mensch mit Ängsten und Gewissensbissen.
Insgesamt ein packender, tiefgründiger Thriller aus der Unterwelt Koreas! Leseempfehlung!