Rezension

Ein Fest für Krimifans und Frankreich-Liebhaber!

Chateau Mort - Alexander Oetker

Chateau Mort
von Alexander Oetker

Bewertet mit 4 Sternen

Vor ziemlich genau einem Jahr durfte ich euch Alexander Oetkers Romandebüt *Retour* vorstellen, ein Krimi, der mich mit dem traumhaften Urlaubs-Setting, dem charmanten Ermittler Luc Verlain und guter alter Detektivarbeit recht schnell in seinen Bann gezogen hat. Alexander Oetker hat damit die perfekte Basis für eine Krimireihe rundum den Schauplatz Aquitaine in Südfrankreich und seinen bisweilen unkonventionellen Kommissar geschaffen - und ein Jahr später hat mich der Hoffmann und Campe Verlag wieder überrascht, nämlich mit Chateau Mort, Luc Verlains neuem Fall. Ich habe mich sehr gefreut und darf euch den Kriminalroman nun zum Erscheinungstag vorstellen:

Chateau Mort hat ein paar Seiten mehr als sein Vorgänger und die Handlung setzt einige Wochen nach Luc Verlains spektakulärer Rückkehr in seine alte Heimat, das an der Atlantikküste gelegene Aquitaine in Südfrankreich, ein. Es ist Hochsommer, eine ungeheure Hitzewelle hält die Gegend in Atem und die Weinlese sowie der traditionelle Marathon du Médoc stehen kurz bevor. Und damit beginnt sie auch schon - die unterhaltsame Geschichte um alte, ehrwürdige Weingüter und Chateaus, um fantastisches Essen und guten Rotwein, um fiese Intrigen und natürlich einen rätselhaften Mordfall. Die Ausgangssituation ist vielversprechend - Luc Verlain ermittelt wieder!

Fast noch mehr als bei seinem Debütroman setzt Alexander Oetker bei Chateau Mort auf die Atmosphäre - er präsentiert dem Leser eine fremde und zugleich verlockende Welt. Die Welt des exquisiten Genusses, des berühmten französischen Rotweins und lokaler Spezialitäten des Aquitaine - und eine Welt, in der die ansässigen Winzer erbittert um den besten Wein und nicht selten ums pure Überleben kämpfen. Diese Welt hat etwas Bittersüßes und zu dem Urlaubsfeeling und dem Fernweh, die das Setting bereits nach den ersten Seiten in mir ausgelöst hat, gesellt sich das Gefühl von Verrat, von unterschwelliger Bedrohung. Diese ganz besondere Atmosphäre hat mich absolut gefangen genommen - Alexander Oetker versteht es einfach perfekt, Südfrankreich aufs Papier zu bringen.

Hinter all diesen großartigen Beschreibungen der Lebensumstände, der Landschaft, des Essens und ja, einfach des auf den ersten Blick so unbeschwerten Lebens im Aquitaine, tritt der Kriminalfall fast ein wenig in den Hintergrund. Was ich aber nicht negativ meine - vielmehr fügen sich Setting, Charaktere und der Fall zu einer unterhaltsamen und in sich stimmigen Geschichte zusammen. Mir hat dabei sehr gefallen, dass Luc Verlain noch ein wenig unkonventioneller und vielleicht auch selbstsicherer ermittelt als in Retour, was vermutlich an seiner persönlichen Verwicklung in den Fall liegt - denn der Hauptverdächtige ist sein jahrelanger und guter Freund Richard. Was soll ich sagen, ich steh total auf Luc: Nicht nur, weil er als charmant und gutaussehend beschrieben wird, sondern vor allem weil er ein Mann mit Prinzipien, mit Verstand und der Fähigkeit, zu differenzieren, ist. Weil er sich immer auf sein Bauchgefühl verlassen kann. Seine Partnerin Anouk ist da eher der spontane und impulsive Typ, sie ist mir noch immer nicht hundertprozentig sympathisch, aber sie ist definitiv das perfekte Gegenstück zu Kommissar Luc Verlain.

Worauf also kann man sich in Chateau Mort freuen? Auf ein fantastisches Setting an der Atlantikküste und damit verbundene Urlaubssehnsucht. Auf einen interessanten und dabei unterhaltsamen Exkurs in Sachen Wein. Auf einen rätselhaften Mordfall mit überraschenden Wendungen, jeder Menge Verwicklungen und der ein oder anderen Intrige. Auf den charmanten und eher unkonventionellen Ermittler Luc Verlain und natürlich auf die von mir so geschätzte, gute alte Detektivarbeit. Kurzum - auf einen detailreich ausgeschmückten Frankreichkrimi mit hohem Unterhaltungswert. Auch wenn es mir persönlich ein bisschen mehr Spannung hätte sein können - ich bin großer Luc Verlain Fan. Alexander Oetkers Verlain-Krimis machen einfach unheimlich viel Spaß!

Mein Fazit:
Chateau Mort ist wie sein Vorgänger ein Wohlfühlkrimi vor einer atemberaubenden Kulisse. Mich hat auch Luc Verlains zweiter Fall köstlich unterhalten, denn der charmante Kommissar ist mir einfach ans Herz gewachsen, die atemberaubende Gegend stillt mein Verlangen nach Meer und Sonne und der Kriminalfall überzeugt mit unvorhergesehenen Wendungen und fiesen Intrigen. Ein bisschen packender hätte es für mich sein können, aber das ist nur ein kleiner Kritikpunkt - auch Chateau Mort ist insgesamt einfach ein großartiger Krimi mit hohem Unterhaltungswert!