Rezension

Ein Foto – ein verschwundenes Gemälde - was wird Marie finden?

Träume der Provence - Anja S. Beyer

Träume der Provence
von Anja S. Beyer

Bewertet mit 5 Sternen

Beim Aufräumen des Dachbodens im Haus ihrer verstorbenen Mutter findet die alleinerziehende Mutter bzw. ihr 15jähriger Sohn Robin ein altes Foto, das ein Gemälde von ihrer Mutter zeigt. Sie ist erstaunt, denn darüber weiß sie gar nichts. Gerade hatte sie ihren Job als Kellnerin verloren. Ein Gast war aufdringlich geworden und resolut hatte Marie im das Bier über den Kopf gegossen. Zu all ihren Sorgen und der Erkrankung von Robin, der an einer Autoimmunerkrankung litt, nun die Ungewissheit, was hatte es mit dem Foto auf sich. Was verbarg sich dahinter? Ihre Mutter hatte nur wenig aus der Vergangenheit preisgegeben. Was Robins Erkrankung betraff, sie waren schon alle Spezialisten durch. Doch es gab noch einen in den USA, aber wie sollte Marie das Geld zusammen bekommen? Von ihrem Ex konnte sie nichts erwarten, ebenso von ihrem langjährigen Freund Bennett. Dieser kämpfte selbst mit seiner Galerie in Berlin-Mitte ums Überleben. Robin und Marie halten zusammen, doch man merkt dem Jungen seine Probleme mit "seinem Sushi", wie er es nannte, an. Die Charaktere Robin mag augenscheinlich im Vordergrund der Geschichte stehen. Es ergibt sich automatisch das Gefühl, alles aus Robins Augen zu sehen. Trotz der Übermutter Marie, denn dass auch Probleme zwischen beiden bestanden, ist ausgezeichnet beschrieben.
Wie also findet man die richtige Balance in einer Rezension zu der Thematik Erkrankung, den Lebensumständen als auch zu einer Familiengeschichte aus dewr Vergangenheit. Auf der Rückseite des alten Fotos findet sich eine Widmung mit Ortsangabe in Frankreich. War das Maries Chance, wenn sie das Gemälde finden würde, damit die Reise zu dem Spezialisten in den USA zu finanzieren? Es stand außer Frage, dass das Gemälde ihr gehörte. So also macht sie sich mit Robin und Bennett auf nach Frankreich, Saint-Paul-de-Vence. Berühmte Maler hatten dort gelebt, gemalt, geliebt. Der Maler des verschwundenen Gemäldes war Bennett ein Begriff, aber inwiefern das Bild einen Wert hatte, konnte er so nicht bestimmen. Vor Ort selbst wollte Bennett ebenfalls Kontakte knüpfen, um seiner Galerie etwas Neues zu bieten. Da bot sich das Künstlerdorf direkt an. Aufgrund des Fotos begeben sie sich nun auf Recherche und werden ziemlich schnell fündig. Allerdings stoßen sie bei den Alten vor Ort auf heftigen Widerstand. Zu groß war immer noch die Ablehnung gegen die Deutschen seit dem Zweiten Weltkrieg. Marie wußte, dass ihre Mutter als Au-pair in Frankreich war. Was aber sich genau damals abspielte, wird passend in Rückblenden erzählt. Vergangenheit und Gegenwart, ich verrate sicherlich kein Geheimnis, dass es in diesem Roman um Liebe geht. Ob sie siegt, auf jeden Fall ist der Weg dorthin interessant, auch um zu erfahren, welch traumatisches Erlebnis sich in der Vergangenheit ereignete.
Die Charaktere Marie, ihre Gefühle, ihre Gedanken und ihr Handeln, es war alles sehr gut nachvollziehbar. Allerdings war zeitweise die Panik um ihren Sohn Robin etwas zu übertrieben dargestellt.
Man muss auch loslassen können!
Anja Saskia Beyers Schreibstil ist sehr angenehm zu lesen und flüssig, so dass man sich wirklich wohlfühlt. Ein Lesegenuss. Sie beschreibt den Ort, die Provence, ihre Bewohner sehr lebendig und bildhaft. Das Cover gefällt mir sehr gut, die Farben sind harmonisch und die abgebildete Tarte lädt zum Naschen ein.
Fazit:  Von Beginn an bin ich in die Geschichte eingetaucht, konnte wunderbar abschalten und meine Lesereise genießen. Romantik, Geheimnis, wunderschöne Landschaftseindrücke, sympathische Protagonisten und ein bisschen Spannung – wer diese Kombination mag, der muss dieses Buch lesen!