Rezension

Ein Frauenporträt, das überzeugt hat!

Die Lichter von Paris - Eleanor Brown

Die Lichter von Paris
von Eleanor Brown

Autorin: Eleanor Brown
Erscheinungstag: 23. Oktober 2017
Verlag: Insel-Verlag (Flexibler Einband)
Seiten: 387

Inhalt (übernommen)
Nach außen scheint es, als habe Madeleine das große Los gezogen. Sie ist mit einem erfolgreichen Geschäftsmann verheiratet, hat ein schönes Zuhause in Chicago und keine finanziellen Sorgen. Doch Glück fühlt sich anders an. Wie schon ihre Mutter und ihre Großmutter ist sie gefangen in einem Leben, in dem für die eigenen Träume und Wünsche kein Platz mehr ist.
Als Madeleine eines Tages auf dem Dachboden ihres Elternhauses die Tagebücher ihrer Großmutter entdeckt, erfährt sie Unglaubliches: Die ebenso strenge wie elegante Margie war einst eine lebenslustige Frau, die der Enge des Elternhauses nach Europa ins wilde Paris der 20er Jahre entfloh, um frei und unabhängig als Schriftstellerin zu leben. Dort verliebte sie sich in einen charismatischen jungen Künstler und verbrachte einen glücklichen Sommer in der Pariser Bohème.
Von Margis Geschichter ermutigt, beschließt Madeleine, ihrem Leben endlich eine neue Richtung zu geben...

Charaktere
Das Buch kommt mir sehr wenig Protagonisten aus, was mir gut gefallen hat. Madeleine, Mitte dreißig, konnte mich sofort überzeugen. Ich mochte ihren Sarkasmus, ihren Humor, wie sich selber Dinge eingestehen konnte, wenn dies auch etwas Zeit benötigt hat, und ihren Mut, eingefahrene Dinge zu ändern. Auch wenn sie doch ein Leben lang zuerst unter der scheinbaren Hartherzigkeit ihrer Mutter und später unter der ihres Mannes Phillip gelitten, hat sich sich doch ein Stück Liebenswürdigkeit und Selbstbewusstsein bewahrt, das sie sehr sympathisch gemacht hat.

Margie, Madeleines Großmutter, lernen wir nur aus ihren Tagebüchern kennen. Auch sie hat mein Leserherz erobert. Von der schüchternen, fast schon eingeschüchterten Jugendlichen, wurde sie zum stolzen Schwan.
Was mir an beiden Frauen gefallen hat: Sie konnten ihr Leben trotz der Schwierigkeiten genießen und sich treiben lassen.

Mit Simone, Madeleines Mutter, bin ich nicht richtig warm geworden. Ich weiß, sie hat nichts anderes gelernt und wurde so erzogen, aber gerade deshalb sollte sie es bei ihrer Tochter besser machen wollen. Ich halte ihr zugute, dass sie es versucht hat, aber leider konnte sich nicht zu Gänze über ihren Schatten springen.

Schreibstil
Wir befinden uns abwechselnd von Kapitel zu Kapitel in der "Gegenwart" von Madeleine (1999) und im Margies Leben von 1919 bis 1924. Ich habe super in die Geschichte gefunden und war von der Bildhaftigkeit der Sprache überrascht. Sie hat es geschafft, dass ich beim Lesen in Paris der 20er Jahre befand und eine kleine Sehnsucht in mir heraufbeschworen, dass ich mir gewünscht habe, ich könnte dieses Paris auch heute noch erleben.
Gefallen haben mir auch die Beschreibung Madeleines Gedankengänge, an denen sie uns teilhaben ließ. Haben wir uns nicht alle schon mal auf der Suche nach uns selbst befungen? Ich finde, diese Suche, dieses Zweifeln, aber auch die positiven Dinge, die dabei passieren, hat Eleanor Brown perfekt eingefangen.
Sie hat mir gezeigt, dass wir uns von unseren weiblichen Vorfahren nicht allzusehr unterscheiden und dass die wichtigen Dinge im Leben einer Frau auch vor 100 Jahren die gleichen waren: Wer bin ich? Wer will ich sein? Wie werde ich glücklich? Wie lebe ich meine Träume?

Fazit
Ein tolles Buch über das Sich-selbst-Finden, über die Beziehung von Mutter und Tochter und natürlich über Paris zur Bohème-Zeit - unbedingt lesen!