Rezension

Ein früheres Werk der Autorin

Der Engelsbaum
von Lucinda Riley

Bewertet mit 5 Sternen

Greta soll das Weihnachtsfest mit ihrem alten Freund David bei ihrer Enkeltochter verbringen. David bringt sie nach Marchmont, an das sie keine Erinnerung mehr hat, seit sie vor 23 Jahen einen Unfall hatte, der eine Amnesie zur Folge hatte. Ihre Enkeltochter ist ihr fremd, selbst an ihre Tochter kann sie sich nicht erinnern, trotzdem David ihr immer wieder von ihr erzählt. Sie hat keine Erinnerung mehr an ihr Leben auf Marchmont und was sie dort erlebte.
Bei einem Spaziergang findet sie nahe am Wald ein Grab mit der Inschrift, dass dort ein 3-jähriger Junge beerdigt wurde. Sie spürt, dass sie etwas mit dem Grab verbindet und fängt langsam an, sich zu erinnern, dass dort ihr kleiner Junge begraben wurde.

Die Erinnerung bringt sie zurück ins London der Nachkriegszeit. Greta ist Tänzerin und kann nicht wählerisch sein, bei dem, was sie auf der Bühne darstellen soll. Als sie einen attraktiven GI kennen- und liebenlernt, verschweigt sie ihm dies und ist froh, dass er sie mit nach Amerika nehmen und heiraten will. Als er erfährt, was sie auf der Bühne darbietet, verlässt er sie ohne ein Wort und ohne zurückzublicken. Sie bleibt zurück, schwanger und allein.
Sie vertraut sich ihrem Freund David an, der sie zu seiner Mutter schickt, nach Marchmont, einem Herrenhaus.
David, der in London bleiben musste, liebt Greta, wagte aber nie, es ihr zu sagen. Und bald ist es zu spät, denn auf Marchmont lernt sie seinen Onkel kennen, der sie heiraten will. Obwohl sie ihn nicht liebt, willigt sie ein, ihrem Kind zuliebe. Aus dem einen Kind werden Zwillinge und drei ganze Jahre lang sind sie eine mehr oder weniger glückliche Familie, bis das Schicksal zuschlägt und ihr Sohn stirbt. Nun konzentriert sie sich voll auf ihre Tochter Cheska und bringt sie beim Film unter.

Was Greta nicht aus ihren eigenen Erinnerungen schöpfen kann, erfährt sie von David. David ist ihr in all den Jahren eine Stütze gewesen, sowohl in jungen Jahren wie auch während der Zeit ihrer Amnesie.

Das Buch umfasst zwei Zeitstränge, der erste beginnt in der Vergangenheit nach dem Krieg, der zweite in der Gegenwart, im Jahr 1985.
Durch die Zeitsprünge erfährt der Leser von Gretas Leben und ganz intensiv auch von Cheskas, die teilweise ein ähnliches Schicksal finden wird wie ihre Mutter.

Viel passiert, viel Gutes, aber auch viel Negatives. Greta macht Fehler bei der Erziehung ihrer Tochter und diese entgleitet ihr irgendwann.
Es gibt Höhen und Tiefen und Momente, in denen man denkt, nun wird alles gut. Aber es ist ein weiter Weg, voller Ängste und Sorgen und voller Stolpersteine.
Die Story befindet sich in steter Bewegung, Langeweile oder Längen kommen so gut wie nicht vor.
Greta hätte ich liebend gern das ein oder andere geschüttelt, als es um ihre Tochter Cheska ging und um deren Karriere. Sie war mir sympathisch und sie tat mir leid, was sie alles zu verkraften hatte.
David war immer der Fels in der Brandung, den ich bewunderte. Selbstlos und ohne Bedenken, war er immer für Greta und ihre Tochter da, verzichtete auf eigenes Glück.

Nachdem die Autorin Lucinda Riley mit den Büchern "Das Oleanderhaus" und "Der Lavendelgarten" große Erfolge feierte, wurde neben "Das italienische Mädchen" nun auch dieses Buch aus ihrer Schaffensphase in den 90er Jahren neu verlegt. Zu Recht kann ich nur sagen, denn auch dieses zeigt dem Leser ihre fantastische Erzählkunst, die den Leser ans Buch fesselt.

Was mich jedoch bei dem Buch echt genervt hat, was das Wort "Schätzchen", das auch ab und an mal mit "Schatz" abwechselte. Das war so auffällig oft, dass es wirklich störend wirkte.

Aber davon abgesehen, ist es, wie alle Bücher der Autorin, ein Buch, das ich sehr gern weiterempfehle.