Rezension

Ein für sich selbst zur Verarbeitung der Vergangenheit geschriebenes Buch

Vati
von Monika Helfer

Bewertet mit 3 Sternen

Ein sehr distanzierter Vater, der mit sich und seinen Büchern beschäftigt war

Dies beschreibt Monika Helfer in ihrem Roman "Vati", der am 25. Januar 2021 im Carl Hanser Verlag auf 176 Seiten erschienen ist.

Josef möchte von seinen Kindern "Vati" genannt werden. Dies zeigt schon die Autorität und Distanz, die man im ganzen Buch erfahren kann. Ein Mann, der im Krieg ein Bein verloren hat und sich in seine Buchsammlung vertieft und darin aufgeht.
Die Autorin beschreibt ihn aus ihrer Erinnerung, was man auch am Cover, das ich sehr gelungen finde, sehen kann, denn diese Erinnerung fügt sich nie richtig zusammen, der Vater bleibt sehr unnahbar und verschwommen - vielleicht auch aufgrund des Krieges, den er erlebt hat.
Beim Versuch, ihr Bild zu vervollständigen, unterhält sich Monika Helfer unter anderem mit ihrer Stiefmutter, denn die eigene Mutter ist verstorben.
Am Ende nimmt das Buch noch ein sehr trauriges, tragisches Ende, das aber auch sehr sachlich von der Autorin dargestellt wird.

In einer sehr ruhigen und nüchternen Erzählweise bekommt man Einblicke in das Familienleben. In dieser waren schon kleine Ausflüge ein Highlight, da in der Nachkriegszeit nicht viel vorhanden war.

Trotz der Distanziertheit wird alles sachlich, dennoch berührend und der Vater im Buch mit Respekt dargestellt.

Der Schreibstil hat mich leider immer wieder abschweifen lassen und ich finde, dass das Buch von der Autorin eher als Verarbeitung der Kindheit geschrieben wurde. Dennoch hat es etwas in mir bewegt und nachdenklich gemacht.