Rezension

Ein fundierter, praxisorientierter Ratgeber (nicht nur) für Eltern von Schulkindern

Schulkinder gleich Sorgenkinder? - Walter Dorsch, Klaus Zierer

Schulkinder gleich Sorgenkinder?
von Walter Dorsch Klaus Zierer

Bewertet mit 5 Sternen

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, mich zum Reflektieren und Nachdenken gebracht. Vielen Dank dafür!

„Jedes Kind ist einzigartig und muss seinen eigenen Weg finden beziehungsweise finden können.“ (S. 75)

 

„Wir Erwachsene sollten unsere Welt, Leben und Lernen öfter mit den Augen der Kinder sehen!“ (S. 148)

 

Meine Meinung:

 

Die Schule – eine Institution, durch die wir alle selbst gegangen sind, die wir aber erst richtig kennenlernen, wenn wir als Eltern unsere Kinder auf ihrem Weg durch die Schulzeit begleiten. Probleme gibt es dabei immer mal wieder – kleinere wie größere. Doch bei manchen Problemen ist mal als Eltern manchmal wirklich ratlos. Hier wollen die beiden Autoren, der Kinder- & Jugendarzt Prof. Dr. Walter Dorsch und der Erziehungswissenschaftler Prof. Dr. Klaus Zierer, mit diesem Buch Hilfestellungen zu diversen „typischen“ Problemen im Schulalltag anbieten.

 

Anhand der fiktiven Familie Reinhardt (was manchmal durchaus etwas stereotyp wirkt) schildern die Autoren viele Problemfelder, mit denen sie in ihrer Berufspraxis immer wieder konfrontiert worden sind. Von Lernstörungen über AD(H)S, Mobbing, pubertäre Probleme bis hin zur Trennung von Eltern und häuslicher Gewalt finden sich hier sehr viele Themenkomplexe, die starke Auswirkungen auf die (nicht nur schulische) Leistung und das Wohlbefinden unserer Kinder haben können. Gleich zu Beginn stellen die beiden Autoren aber auch klar, dass von keinem Erziehungsratgeber – auch von diesem nicht – Patentlösungen zu erwarten sind. Ein sehr wichtiger Hinweis! Meiner Meinung nach dürfte hier jede(r) Leser*in wertvolle Anregungen für das familiäre Miteinander und das „Problemfeld“ Schule bekommen. Dabei beziehen sich die Autoren viel auf aktuelle Studien und deren Ergebnisse und würdigen diese fallbezogen und kritisch („wissenschaftliche Erkenntnisse sind nicht immer der Wahrheit letzter Schluss“ - S. 10). Auch „traditionelle“ Kommunikationstheorien werden hier vorgestellt, wie etwa die Axiome von Paul Watzlawick (S. 46) oder Thomas Gordons „Familienkonferenz“ (S. 51), die zu einer neuen Art der Gesprächskultur führen können.

 

Manche Empfehlungen mögen dabei als Selbstverständlichkeit anmuten, wie z.B. „früh und intensiv mit den eigenen Kindern zu reden, und zwar mit ihnen und nicht über sie hinweg“ (S. 24) oder dass viele Kinder „dauernde Ermahnungen nur noch als soziales Hintergrundrauschen der Eltern“ wahrnehmen (S. 26), aber sich dies im oft stressigen Familienalltag immer wieder selbst ins Bewusstsein zu rufen, ist mit Sicherheit ein ganz wichtiger erster Schritt. Persönlich habe ich aus diesem Buch auch viele für mich neue Erkenntnisse mitgenommen, z.B. dass Studien eine „signifikante Korrelation zwischen der Zunahme außerfamiliärer Gruppenbetreuung und dem Anstieg von aggressiven und hyperaktivem Verhalten“ (S. 37) belegen. Einen wunderbaren Denkansatz finde ich z.B. auch, Kinder mit AD(H)S statt mit negativ belegten Ausdrücken mit positiven Worten zu beschreiben (z.B. „flexibel“ statt „chaotisch“).

 

FAZIT:

Insgesamt hat mir dieses Buch sehr gut gefallen, mich zum Reflektieren und Nachdenken gebracht. Vielen Dank dafür!