Rezension

Ein ganz besonderer Junge, der Hoffnung ins Dunkel bringt

Junge mit schwarzem Hahn -

Junge mit schwarzem Hahn
von Stefanie vor Schulte

„Junge mit schwarzem Hahn“ ist der meiner Meinung nach herausragende Debütroman von Stefanie vor Schulte. Er ist 2021 im Diogenes Verlag erschienen und umfasst 224 packende Seiten. 
„Zugvögel“ in ein bestimmtes Genre einzuordnen fällt mir sehr schwer. In meinen Augen ist er eine Mischung aus Kriminalroman, Liebesgeschichte und Ökodystopie.

 

Die Autorin Stefanie vor Schulte erzählt in ihrem Buch auf berührende Art und Weise die Geschichte von Martin, einem elfjährigen Jungen, der nichts anderes mehr besitzt als seinen schwarzen Hahn. Seine Familie lebt nicht mehr. Er wird im Dorf gemieden und wenn dann eher schlecht behandelt, da er dort als anders und sonderlich gilt. Tatsächlich ist Martin aber ausgesprochen klug und hat mehr Verstand als jeder der Dorfbewohner, ist feinfühlig und empathisch, beobachtet ganz genau und durchschaut so die Verhaltensweisen seiner Mitmenschen. Zum Glück läuft im eines Tages der Maler über den Weg. Mit ihm verlässt er das Dorf und er macht sich auf den Weg, den Reiter zu finden, der immer wieder Kinder entführt.
Die Zeit, in der die Geschichte spielt ist nicht näher bestimmt. Es ist eine düstere, dunkle Zeit, in der der Stärkere das Vorrecht hat, in der der Aberglaube eine große Rolle spielt. Die Angst vor dem Teufel ist allgegenwärtig. Die Atmosphäre ist geheimnisvoll, fast märchenhaft, abschreckend, dunkel, menschliche Abgründe tun sich auf, Mitgefühl ist ein seltenes, verstecktes Gut und lediglich Martin und sein ihm treuer Hahn stellen ein Licht am Horizont dar.

In meinen Augen ist Martin ein wahrer Held. Er lässt den Leser an das Gute im Menschen glauben, an das Mitgefühl, die Freundschaft und an das gegenseitige Vertrauen, auch wenn der Hass und die Gewalt scheinbar vorherrschen. Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Der Schreibstil von Stefanie vor Schulte ist eindringlich und klar. Ihre Sätze meist kurz und sehr ausdrucksstark. Sie nutzt häufig Metaphern, die teilweise auch ungewöhnliche und verwirrende Bilder im Kopf des Lesers entstehen lassen. Ihre Sprache transportiert die vorherrschende Stimmung sehr gut und die gesamte Geschichte um Martin lässt sich hervorragend schnell lesen. 
 

Ich spreche eine absolute Leseempfehlung für dieses Buch aus. Es ist eindringlich und tiefsinnig, düster und packend, gefühlsvoll und märchenhaft, auch sonderbar, grausam und manchmal wunderlich. 
Ein wirklich faszinierender und gelungener Debütroman von Stefanie vor Schulte.