Rezension

Ein ganz besonderes Buch.

Ein Kuss ist ein ferner Stern - Alexander Rösler

Ein Kuss ist ein ferner Stern
von Alexander Rösler

Bewertet mit 5 Sternen

Was hat mir an dem Buch gefallen?
Die Geschichte von Augusts erster „Liebe“ ist anders, als alle Liebesgeschichten, die ich bisher gelesen habe. Vielleicht sollte ich aber auch eher sagen: August ist anders. August ist kein normaler Junge, wenn man mal von der allgemeinen Definition von Normalität ausgeht. Sein Gehirn funktioniert anders als das der meisten Menschen. Er braucht einen geregelten Tagesablauf und für ihn hat alles eine Ursache und eine Wirkung.
 

"Sie lacht kurz, ich weiß nicht, warum. Ich öffne das Mathebuch, um zu sehen, ob sie wieder lacht, aber es scheint nicht gekoppelt, das geschlossene Mathebuch und das Lachen."

Die Welt aus Augusts Augen zu erleben ist am Anfang sehr anstrengend. August soll nämlich im Auftrag von Rudi, der sozusagen das Bindeglied zwischen August und Freya ist, seine Gedanken über die Zeit aufschreiben, nach dem er Freya getroffen hat. August hat bis dahin nie viel geschrieben und es fällt ihm schwer, seine Gedanken in Worte zu fassen. Er lernt es aber dann sehr schnell und die Passagen, die aus seiner Sicht geschrieben sind, wurden zu meinen liebsten. Neben August erzählt Rudi einen großen Teil der Geschichte. Rudi ist ein Freund von August und beide spielen in derselben Band. Rudi ist gerade heraus, nett und er kümmert sich wirklich toll um August. Nachdem August Freya getroffen hat, ist er ganz verwirrt und ruft Rudi an, damit dieser ihm erklären kann, was mit ihm los ist. Von da an macht Rudi es sich zu seiner Aufgabe, August dabei zu helfen, Freya wiederzusehen und beim Treffen mit ihr „ganz normal“ zu sein. Augst hat nämlich ein Problem: Er lässt sich nicht gerne anfassen. Er „schmilzt“ dann und kann auch aggressiv werden. Mit der Hilfe von Rudi, und auch von Freya, lernt August, mit seinen Gefühlen umzugehen.

Freya löst in August nämlich Gefühle aus, die er bis dahin noch nicht kannte. Auch Freya ist fasziniert von August, denn so einen wie ihn, den hat sie noch nicht getroffen. Das erste Treffen zwischen den beiden verlief meiner Meinung nach etwas komisch, aber zu August und seiner Geschichte passt es sehr gut. Freya ist ein wirklich nettes Mädchen und dennoch habe ich zu ihr nicht so eine „Beziehung“ aufgebaut, wie zu August und Rudi. Sie scheint im Vergleich zu den beiden anderen sogar etwas langweilig ;)
Ich hatte beim Lesen wirklich viel Spaß, denn Rudi und August, die haben es einfach drauf. Rudi weiß das und August, der bringt die anderen zum Lachen und weiß nicht warum.

„PS: Habe August gefragt, welches Tattoo er sich auf den Hintern machen lassen würde. Er fand das gar nicht witzig. Dann hat er aber gesagt: V= 4/3∙ π∙r³. Wozu die Formel gut wäre, habe ich gefragt. Zur Volumenberechnung einer Kugel, hat er geantwortet.“

Rudi und August sind wirklich ein Dream-Team!

Die Beziehung zwischen August und Freya darf man sich jetzt aber nicht schnulzig vorstellen. Das ist sie wirklich nicht. Die beiden sind vom jeweils anderen einfach sehr fasziniert, weil jeder für den anderen „anders“ ist. Für Freya ist August ein ganz besonderer Mensch, für August ist Freya die Mondsteinfrau, die ihn ganz durcheinander bringt. Einen Großteil des Buches über erlebt man die beiden auch nicht zusammen, es geht vielmehr darum, wie die beiden mit dieser ersten Begegnung umgehen. Natürlich sehen sie sich wieder, aber der Teil vorher ist besser ;) . Vor allem das, was August schreibt. 
Man liest und liest und liest und man merkt gar nicht, wie die Zeit rumgeht. Augusts Geschichte hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und gerührt. Es ist schön mitzuerleben, wie August sich durch die neuen Gefühle und Erfahrungen entwickelt und am Ende dann ein ganz persönliches und ein von ihm wunderschön beschriebenes Happy End bekommt. 
Aber auch die anderen beiden Hauptcharaktere werden durch diese Geschichte berührt und verändern sich auf positive Weise. Ich glaube, niemand, der diese Geschichte miterlebt hat, ist danach noch derselbe ;)

Was ich vom Autor auch sehr gut finde ist, dass während des gesamten Buches keine Diagnose für August gestellt wird. Jeder nimmt ihn so, wie er ist. Wenn man Augusts „Zustand“ beschreiben müsste, dann würde man wohl sagen, er ist Autist. Alexander Rösler aber sagt: „Es war mir wichtig, dass "Autismus" als Diagnose im Buch nicht vorkommt, weil jede Diagnose in gewisser Weise auch ein Stempel ist, der die Beobachtung und die Mühe einschränkt.“

Fazit

Ein Kuss ist ein ferner Stern ist ein ganz besonderes Buch. August ist einer der sympathischsten Protagonisten, die ich bisher „kennengelernt“ habe und seine Geschichte ist sehr schön und wirklich rührend. Ich habe die Welt aus einer anderen Perspektive kennengelernt, fand das aber gar nicht schlimm oder befremdlich, sondern sehr interessant. Dank Rudi und August gibt es in dem Buch auch viel zu Lachen. Erst als ich das Buch zugeklappt habe wurde ich traurig, weil das Buch zu Ende war.
PS: Der Titel kommt im Buch noch einmal vor. 3 Mal dürft ihr raten, wer diesen Satz sagt ;)